Eine kurzfristige Hochsommer-Kampagne Mitte Juli? Genau das werfen das Tourismusreferat und die Kärnten Werbung in den Ring. 450.000 Euro an Mitteln werden für den „Hochsommer-Booster“, wie Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) und Klaus Ehrenbrandtner die Werbeinitiative nennen, eingesetzt. Wie es sein kann, dass man in der Hauptsaison mit der Auslastung ringt?
„Die Verfügbarkeiten entstehen besonders durch die spätere Ferienzeit in Deutschland. In Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg beginnt diese erst. Diese Lücke wollen wir mit kurzfristig Entschlossenen schließen“, argumentiert der Geschäftsführer der Kärnten Werbung. Und zwar durch Einschaltungen im TV und Radio, Inseraten sowie Online-Kampagnen.
„Einige sind wirklich schlecht gebucht“
Das Marketing in zwölf Märkten laufe schon seit Jahresbeginn, das „Sommerbudget“ von fünf Millionen Euro wurde nun um knapp 10 Prozent aufgestockt. Dass der Schritt zu spät komme, sieht Ehrenbrandtner nicht: „Zehn Prozent buchen ihren Urlaub kurzfristig. Die wollen wir vor allem in Österreich, Deutschland und Tschechien erreichen.“
Hotelierssprecher Sigismund Moerisch spricht von einer „sehr herausfordernden Situation“, auch durch das zuletzt durchwachsene Wetter: „Da können wir nicht zusehen, sondern müssen, wenn auch kurzfristig, reagieren. Einige Betriebe sind wirklich schlecht gebucht.“ Man würde dieses Geld nicht investieren, um etwas zu bewerben, das sowieso funktioniere. Zwar hätten viele Hotels eine extrem hohe Gästezufriedenheit, wie Fünf-Sterne-Bewertungen zeigen würden, aber „das spiegelt sich für Kärnten als Destination nicht wider. Hier fehlt uns die Begehrlichkeit“.
Dass der Impuls aufgehen könne, unterstreicht der Veldener Tourismuschef Hannes Markowitz: „Der Großteil des Jobs ist durch die hohe Vorbuchungsquote schon gemacht. Jetzt in den sozialen Medien schöne Bilder zu verbreiten, ist eine wichtige Unterstützung, vor allem wenn das Wetter nicht optimal war.“ Nun möglichst viele Tage mit Vollauslastung zu erreichen sei das Wichtigste, auch weil man personalseitig gerade die Hochkostenzeit habe.
Dass die Sommersaison bisher „knackig“ verlaufen sei, bestätigt Roland Sint, Geschäftsführer der Tourismusregion Nassfeld-Pressegger See/Lesachtal/Weißensee (NLW): „Von einer euphorischen Stimmung sind wir weit weg. Die erste Juli-Hälfte war schwierig. Für danach melden die Betriebe, dass sie in den Büchern ungefähr wie im Vorjahr dastehen.“ Im August gebe es noch Lücken zu füllen. Als NLW bewerbe man im Fernsehen bereits den kommenden Winter, weil man wisse, dass die Gäste sich bereits mit dem nächsten Skiurlaub beschäftigen.
„Die kommenden Wochen sind entscheidend dafür, wie diese Sommersaison verläuft. Aufgrund der aktuellen Buchungslage braucht es jetzt rasche und entschlossene Impulse, um die Auslastung zu steigern. Diese ist angelaufen, denn nun sind entschlossenes Handeln und Tempo gefragt“, erklärte Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig nach einem Runden Tisch mit dem Tourismus die Gründe für das Zusatzbudget seitens des Landes für die Zusatzkampagne, bei der auch die Betriebe selbst ihre buchbaren Angebote bewerben können.
Touristischer Reformbedarf
Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer drängt auf eine schnelle Umsetzung der angestrebten Reform im Kärntner Tourismus inklusive der Neuaufstellung des Tourismusgesetzes: „Während andere Bundesländer Top-Ergebnisse abliefern, zeichnet sich in Kärnten eine negative Entwicklung ab.“ Es gebe zu viele Ebenen, in denen Mittel versickern würden. Eine Verschlankung würde auch die Schlagkraft erhhöhen.