„Es braucht eine Reform“, sagt Sigi Moerisch, Sprecher der Kärntner Hoteliers. Insofern begrüßt er, die am Dienstag vom Kärntner Tourismusreferenten Sebastian Schuschnig (ÖVP) rund 80 Branchenvertretern vorgestellten Entwurf für eine Überarbeitung des aktuellen Kärntner Tourismusgesetzes. Wesentliche Eckpunkte sind, wie berichtet, eine Zusammenführung von Orts- und Nächtigungstaxe zu einer Aufenthaltsabgabe. Die statt bisher 2,9 Euro deutlich mehr, nämlich 4,5 Euro kosten soll. Darin enthalten sind 90 Cent Mobilitätsabgabe. Darüber hinaus soll die Tourismusstruktur deutlich verschlankt werden. Denn die 135 verschiedenen Organisationen sollen von zehn Verbänden, die mehrere Gemeinden repräsentieren, ersetzt werden. Die Reform der Abgaben beurteilt Moerisch grundsätzlich als notwendig und nachvollziehbar. Offen seien die Fragen, wie genau die Gelder aufgeteilt werden und wer den davon gespeisten neuen Fonds für Infrastrukturmaßnahmen verwalten werde. Er pocht darauf, dass die Gelder vom Tourismus vom Land Kärnten verdoppelt werden. Immerhin sei es nicht richtig, dass die Tourismusbetriebe neue Radwege alleine finanzieren, die auch den Einheimischen zugute kämen. Ins gleiche Horn stößt Tourismus-Spartenobmann Josef Petritsch. Im Büro Schuschnig wird betont, dass der Fonds bisherige Förderschienen nicht ersetzt sondern ergänzt. Dies sei ein Instrument der zehn neuen Verbände, um landesweite Infrastrukturinvestitionen zu tätigen und langfristig zu planen.
„Entfernen uns von den Orten“
Konkrete Bedenken äußert Moerisch bei der Strukturreform – also der Zusammenführung der bisherigen Tourismusverbände zu größeren, mehrgemeindigen Organisationseinheiten: „Da besteht die Gefahr, dass wir uns von den Orten entfernen.“ Petritsch lobt hingegen die Verschlankung und spricht von einer „richtigen Richtung“.
Uneingeschränkt positiv sieht der Klagenfurter Tourismus-Obmann Adi Kulterer das diskutierte Reformpaket: „Verschlankung ist was Gutes, damit mehr Geld für Tourismus und Infrastruktur bleibt und nicht in der Verwaltung versickert. Der Schwerpunkt auf Mobilität ist zukunftsweisend.“ Denn 30 Prozent der jungen Gäste seien nur mehr mit den Öffis unterwegs und man müsse sich dem Kunden anpassen. Wichtig ist Kulterer, dass es bei der Aufenthaltsabgabe künftig eine automatische Indexanpassung gibt und auch die Kartenvielfalt für Urlaube muss reduziert werden. „Es soll nur mehr eine Karte für alle geben“, sagt er.
Nach zwölf Jahren sei es an der Zeit, das Kärntner Tourismusgesetz zu evaluieren und reformieren, betont auch Roland Sint, der viele Jahre Tourismusmanager der Region Wörthersee war und mittlerweile Geschäftsführer der NLW-Marketinggesellschaft (Nassfeld/Hermagor, Lesachtal, Weißensee) ist. Er betont: „Es ist klar, dass wir zu wenig Geld im System haben. Im Vergleich zu Tirol sind wir Armutschkerln.“ Wie Moerisch und Kulterer betont auch er, dass das vorliegende Reformpaket unter Beteiligung der Branchenvertreter entstanden ist, also wichtige Themen berührt. Offen ist für ihn, was davon nach der politischen Diskussion übrig bleibt. Denn Schuschnig muss unter anderen den Koalitionspartner SPÖ und die Gemeinde noch überzeugen sowie politische Mehrheiten finden. Sein Büroleiter Adrian Plessin verweist auf laufende Verhandlung und erklärt, dass der Beschluss noch heuer erfolgen soll. Die neue, höhere Aufenthaltsabgabe soll ab Mai 2026 in Kraft treten.