Im Mai des Vorjahres sorgte die Kündigung von 20.000 Photovoltaik-Einspeiseverträgen durch die Energie AG Oberösterreich für Aufregung. Seitdem sind die Einspeisetarife weiter gesunken. Derzeit schickt auch die Kelag Kündigungen bestehender Stromabnahmeverträge aus und bietet zugleich den Abschluss eines neuen an. Die Konditionen der angebotenen Tarifoptionen sind gänzlich andere, die Vergütung fällt deutlich niedriger aus.

„Wir haben Ende Jänner die bevorstehenden Änderungen breitflächig kommuniziert. Seither sind viele Kunden umgestiegen, sodass Kündigungen vermieden worden sind. Die Schreiben sind jetzt an jene Kunden gegangen, die noch in den alten Tarifen sind“, kommentiert die Kelag auf Anfrage der Kleinen Zeitung die Vorgehensweise.

Tarifwahl wird zum Rechenbeispiel

Aufgrund der Kündigungsfrist enden die alten, gestaffelten Bestandstarife mit 31. Mai. Wie viele der insgesamt 23.000 PV-Bestandskunden betroffen sind, wird nicht genannt. Das Schreiben ergeht jedenfalls sowohl an Tausende Privatpersonen als auch mehrere Kärntner Gemeinden, die bisher ebenfalls 24 Cent pro Kilowattstunde für die ersten 500 kWh, danach 18 (bis 1000 kWh) bzw. 12 Cent/kWh darüber hinaus und 6 Cent ab 5000 kWh bekommen.

Als Alternativen werden ein Spot-Tarif mit schwankenden Stundenpreisen der Epex-Strombörse angeboten und ein Vergütungsmodell, das sich am monatlich von der E-Control veröffentlichten Referenzmarktwert für PV-Anlagen orientiert. Am Papier ähneln sich beide Optionen: Im Vorjahr gab es im Schnitt 6 bzw. 5,5 Cent/kWh. Allerdings schwanken die stündlichen Börsenpreise stark, zur Mittagszeit lässt das Überangebot an Sonnenstrom die Vergütung sinken.

„Verschwiegener“ Staffeltarif nur per Telefon

Anders als Ende Jänner angekündigt, werden Kelag-Bestandskunden nicht mehr auf den „halbierten“ Staffeltarif „Sonnenplus“ (zwischen 11 und 4 Cent/kWh) hingewiesen. Auf Nachfrage heißt es vom Landesenergieversorger, dass diese Zusage „bis Ende Februar mit ein paar Tagen Übergangsfrist“ aufrecht ist. Abgeschlossen werden könne dieser nur telefonisch über die Kundenservice-Hotline. Im Schreiben sei das im vergangenen Sommer angepasste Staffelmodell „aus Gründen des technisch-zeitlichen Ablaufs“ nicht genannt.

PV-Strom: „Nicht mehr so schnell hohe Marktpreise“

Seitens der E-Control verweist Harald Proidl, Leiter Abteilung Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, auf den Tarifkalkulator der Energiebehörde, um sich je nach individuellem Eigenverbrauch und PV-Überschuss einen Überblick zu verschaffen: „Pauschale Empfehlungen gibt es nicht. Generell sind sowohl für Strombezug als auch Einspeisung die Preise nach unten gegangen.“ Flexible Tarife seien grundsätzlich mit einem Risiko verbunden, vergleichbar mit einem variablen Zinskredit. Quartalsweise Fixpreise würden PV-Anlagenbesitzern etwa von der Abwicklungsstelle OeMAG gezahlt.

„Die Einspeisetarife für PV-Strom bewegen sich derzeit wieder auf Vorkrisenniveau zu. Dies wird sich aller Voraussicht nach auch kaum mehr ändern. Konstant hohe Marktpreise, wie 50 Cent zum Höhepunkt der Energiekrise, werden jedenfalls nicht mehr so schnell auftreten“, kommentiert Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic Austria, die aktuelle Situation. Die Kelag folge nun dem Beispiel anderer Energieversorger, die 2024 hoch dotierte Einspeiseverträge gekündigt bzw. auf neue Tarife umgestellt haben.

Energieberater Robert Alberer empfiehlt: „Die beste Variante ist immer, den Eigenverbrauch zu optimieren.“ Ansetzen könne man bei Stromspeichern oder großen Verbrauchern wie Wärmepumpen und E-Autos. Für Einspeiser könne auch der Zusammenschluss oder Beitritt zu einer Energiegemeinschaft eine gute Alternative sein.