Die Nacht auf den 31. Juli 2025 wird eine Bärnbacher Familie wohl nie vergessen. Es war 2.45 Uhr, als Kornelia bemerkte, dass ihr 47-jähriger Ehemann Andreas im Schlaf laut und unregelmäßig atmete. Erst dachte sie an einen Albtraum, dann wurde ihr klar: Das ist keine normale Atmung – sondern ein Anzeichen für einen Atem-Kreislauf-Stillstand. Kornelia versuchte, Andreas zu wecken. Ohne Erfolg. „Ich dachte nur: Oh mein Gott, der stirbt mir jetzt“. Nebenan schliefen die 19-jährige Tochter Selina und ihr Freund Stefan, die Mutter alarmierte beide. Die Tochter rief die Rettung, der Mitarbeiter der Rettungsleitstelle machte ihr klar, dass nun keine Zeit zu verlieren sei: „Sie müssen jetzt sofort eine Wiederbelebung durchführen.“

Herzdruckmassage-Anleitung übers Handy

Drei Jahre war der Erste-Hilfe-Kurs da her, den Selina im Rahmen ihres Führerscheinkurses an der Rotkreuz-Bezirksstelle Voitsberg-Köflach gemacht hatte. Aber: „Man erinnert sich an das, was man gelernt hat“, sagt sie. Sofort begann sie mit der Herzdruckmassage bei ihrem Vater, „in diesem Moment habe ich ausgeblendet, dass mein eigener Vater vor mir liegt“, erzählt die Weststeirerin. Per Telefon bekam sie eine Anleitung der Rettungsleitstelle, was sie genau machen soll.

Acht Minuten nach dem Notruf traf der Rettungswagen schließlich ein, noch einmal zwei Minuten später das Notarzteinsatzfahrzeug. Notarzt Dr. Goda, Notfallsanitäter Marcel sowie die Rettungssanitäter Maik und Lukas übernahmen die Wiederbelebung. 25 Minuten dauerte es, bis das Herz des 47-jährigen Bärnbachers wieder selbstständig schlug. In nach wie vor kritischem Zustand wurde er zum LKH Graz II, Standort Voitsberg, gebracht. Von dort wurde er an den Notarzthubschrauber übergeben. Der Familienvater wurde in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt und in das Universitätsklinikum Graz geflogen. Dort wurde umgehend eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt.

„Wie ein zweiter Geburtstag“

Fünf Tage lang lag er im künstlichen Koma. Die Sorgen um einen Gehirnschaden waren groß – bis Andreas schließlich aufwachte und als Erstes fragte, ob wohl jemand seinen heutigen Friseurtermin abgesagt habe. Der Blick auf den Kalender zeigte: Er hätte tatsächlich an diesem Tag einen Termin gehabt. Heute, wenige Monate später, geht es dem 47-Jährigen, der als Fliesenleger arbeitet, wieder besser. „Für mich war es wie ein zweiter Geburtstag“, beschreibt er das Gefühl, überlebt zu haben. Aber auch „ein Zeichen, dass ich kürzertreten muss und das Leben bewusster genießen sollte“.

Die Bärnbacher Familie traf sich nun vor kurzem mit jenen Menschen, die mit ihnen gemeinsam Andreas gerettet hatten: das Team des Roten Kreuzes der Bezirksstelle Voitsberg-Köflach. Die Stimmung war von vielen Emotionen und vor allem viel Dankbarkeit geprägt. „Nur selten verläuft eine Wiederbelebung so positiv“, sagt Rettungssanitäter Lukas. Und: „Oft erfahren wir ja gar nicht, wie es den Patienten später geht – umso schöner, diese Begegnung zu erleben.“

Jeder kann Erste Hilfe leisten

Für das Rote Kreuz ist diese Geschichte ein wichtiges Signal für die Erste Hilfe: „Zwischen Schock, Angst und Hoffnung so rasch und beherzt zu reagieren, verdient höchsten Respekt. Das entscheidende Glied in der Rettungskette sind die Ersthelferinnen und Ersthelfer. Ihr Handeln entscheidet oftmals über Leben und Tod.“ Und wie plötzlich Notfälle auftreten können, zeigt diese Geschichte. Oft sind es dann die Angehörigen, die zu Ersthelfern werden müssen. Unterstützung gibt es aber immer: „Wer im Notfall 144 wählt, erhält von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Leitstelle klare telefonische Anweisungen bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte.“