Große FPÖ-Zugewinne bei den Gemeinderatswahlen. Die Freiheitlichen legten überall zu, teils sogar stark. Die ÖVP kam aber in allen Gemeinden auf eine Mehrheit. Ausnahmen waren die Stadt Weiz sowie Ratten und Gutenberg (da lag die SPÖ voran).
Besonders stark war die FPÖ in Gersdorf an der Feistritz: 41 Prozent (plus 15 Prozentpunkte). „Das Ergebnis ist gut“, zeigte sich der blaue Spitzenkandidat Erich Hafner zufrieden, aber auch etwas enttäuscht. Er wollte sogar Bürgermeister werden. Die ÖVP verlor zwar neun Prozentpunkte (und zwei Mandate), hat aber nach wie vor die absolute Mehrheit. „Natürlich kam das überraschend. Das Ergebnis ist aber zur Kenntnis zu nehmen. In Zeiten wie diesen muss man zufrieden sein, wenn man eine Mehrheit hat“, so Bürgermeister Erich Prem (ÖVP).
Sehr stark war die FPÖ auch in Birkfeld (32 Prozent), Strallegg (29 Prozent), St. Kathrein am Hauenstein (27 Prozent), Ilztal (27 Prozent), Gleisdorf (25 Prozent), Markt Hartmannsdorf (24 Prozent), St. Margarethen (23 Prozent), Hofstätten (22 Prozent), Fladnitz (22 Prozent), Puch (21 Prozent) und Fischbach (20 Prozent).
Enttäuschung für SPÖ in der Stadt Weiz
Eher enttäuschend verlief der Wahlsonntag für die Bürgermeisterpartei SPÖ in der Stadt Weiz: Minus 25 Prozentpunkte, 14 statt bisher 22 Mandate - eine Niederlage für Ingo Reisinger, der sich der ersten Wahl stellte. „Ich bin grundsätzlich sehr enttäuscht. Mein Mindestziel war, die Mandatsmehrheit zu halten“, erklärte Reisinger Sonntagabend im Weizer Volkshaus. Die SPÖ bleibt aber mit 42 Prozent klar voran.
Auf Platz zwei: Die neue Bürgerliste „Mutig Weiz“ rund um Monika Langs (sieben Mandate). „Wir haben unser Hauptziel, die absolute Mehrheit der SPÖ zu brechen, erreicht. Es geht um eine Vielfalt im Gemeinderat, insgesamt gibt es da nun fünf statt bisher drei Parteien“, freute sich Langs. Die ÖVP mit Spitzenkandidaten Stephan Engelhart kam auf fünf Mandate. Jubelstimmung bei Kai Hierzer: Von null auf vier Mandate, die FPÖ mischt wieder im Gemeinderat mit. Niedrig war die Wahlbeteiligung: Sie betrug nur 58 Prozent.
Gleisdorf: ÖVP verlor die absolute Mehrheit
In Gleisdorf verlor die ÖVP mit Bürgermeister Christoph Stark zwölf Prozentpunkte und die absolute Mehrheit: Sie kam auf 46 Prozent und muss sich damit von drei Mandaten verabschieden. Künftig sind es 15. Als „schmerzlich“ bezeichnete der Stadtchef dies, aber: „Es waren 37 Stimmen weniger als bei der letzten Wahl.“ Als Faktoren für den Verlust ortete er den landes- und bundesweiten Höhenflug der FPÖ und das „Protestpotenzial“. So ist etwa der Verkehr in der Innenstadt ein heftig umstrittenes Thema.
Große Gewinner in Gleisdorf ist die FPÖ mit Spitzenkandidat Harald Lembacher (25 Prozent). Sie gewann gleich fünf Mandate dazu, hat nun acht Sitze im Gemeinderat. „Es ist unser historisch bestes Ergebnis“, freute sich Lembacher. „Wir haben alle Prognosen geschafft, wir haben die Absolute der ÖVP gebrochen, die eine empfindliche Niederlage einstecken musste.“
Nur noch auf Platz drei: Die Grünen mit Vizebürgermeisterin Katharina Schellnegger (15 Prozent/minus fünf Prozentpunkte). Sie verloren zwei Mandate. „Wir freuen uns über vier Mandate, auch, wenn sich unsere Ausgangslage verschlechtert hat, werden wir konstruktiv weiterarbeiten“, so Schellnegger.
Ein Mandat verlor hat die SPÖ, drei Mandate bleiben übrig. „Jetzt ist die Frage, wie gehen wir damit um. Wir müssen uns zusammensetzen und das analysieren“, so Kohl. Ein Mandat schaffte Karl Reisenhofer (Neos).
Birkfeld: Kein Kopf-an-Kopf
In Birkfeld verlor die Bürgermeisterpartei ÖVP ein Mandat, Oliver Felber bleibt aber Bürgermeister: Die ÖVP erreichte 14 Sitze im Gemeinderat, die FPÖ rund um den Abgeordnete Patrick Derler sieben. Die SPÖ flog aus dem Gemeinderat.
Der Bürgermeistersessel war Derlers Ziel. Dieses wurde klar verpasst. Enttäuscht? „Nein. Wenn man bei einem Wettkampf antritt, möchte man natürlich gewinnen. Aber wir haben mit 32,2 Prozent ein historisches Ergebnis in Birkfeld eingefahren, das ist ein klarer Zuspruch. Danken möchte ich meinem Team – wir haben in den letzten Wochen 1700 Hausbesuche gemacht“, sagte Derler.
St. Ruprecht an der Raab: Wahlerfolg für Franz Nöhrer von der ÖVP
Freuen darf sich Franz Nöhrer, ÖVP-Ortschef in St. Ruprecht: Plus 11 Prozentpunkte, 61 Prozent der Stimmen - ein Triumph. Auf Platz zwei: die FPÖ (13 Prozent). Die Bürgerliste SÖG kam auf 12 Prozent (minus 17 Prozentpunkte). „Großartig“ nannte ÖVP-Bürgermeister Nöhrer den Gewinn von vier Mandaten. Gelungen sei ihm dieser Erfolg mit „ehrlicher Politik“, das habe die Bevölkerung honoriert.
Und in Sinabelkirchen, wo die FPÖ bei Landtags,- Nationalrats- und EU-Wahl klar voran lag? Sie kam hier auf 17 Prozent (plus sechs Prozentpunkte). Klare Nummer eins blieb aber die ÖVP mit Bürgermeister Emanuel Pfeifer. „Sensationell“, freute er sich. Ein Mandat gewann die ÖVP dazu. „Ich muss das Ergebnis nun einmal sacken lassen.“ Auch FPÖ-Spitzenkandidat Patrick Seidnitzer ist zufrieden: „Vier Mandate waren das Ziel, drei haben wir geschafft.“ Die SPÖ verlor ein Mandat, der Grüne Helmut Römer verpasste den Einzug.
Erdrutsch in Passail: SPÖ-Bürgermeisterin Eva Karrer verlor stark
Erdrutsch in Passail: Die ÖVP kam mit Spitzenkandidat Patrick Rosenberger auf zehn Mandate (plus 13 Prozentpunkte/47 Prozent). Die SPÖ mit Bürgermeisterin Eva Karrer verlor 17 Prozentpunkte (39 Prozent). Rosenberger fand am Sonntagnachmittag nur wenige Worte für das gute Ergebnis seiner Partei. Gesprächiger war ÖVP-Ortsparteiobmann Werner Faustmann: Das junge und engagierte Team habe zum Erfolg beigetragen. Wie es jetzt weitergeht? „Es ist klar, dass Gespräche geführt werden müssen. Niemand hat die absolute Mehrheit“, hielt sich Faustmann noch bedeckt. Karrer hofft nun auf eine Koalition mit der FPÖ (14 Prozent).
Fischbach: ÖVP um Silvia Karelly verlor, bleibt aber klar voran
Ein Mandat gewann die FPÖ in Fischbach, die SPÖ legte ebenfalls ein Mandat zu. Die ÖVP verlor zwei Mandate. „Die Stimmung ist durchwachsen“, sagte Bürgermeisterin Silvia Karelly (sie ist auch Landtagsabgeordnete). „Zehn Mandate wären schön gewesen, uns haben nur 19 Stimmen auf ein zehntes Mandat gefehlt.“
Kurios: Sie vermutet, dass eine Listen-Umreihung auf dem Wahlzettel der ÖVP geschadet habe. „Die Leute haben die FPÖ angekreuzt und meinen Namen auf den Stimmzettel geschrieben“, so die Ortschefin. „Es war klar, dass wir das Rekordergebnis von 2020 nicht halten können, dafür hat die FPÖ zu starken Rückenwind derzeit.“ Überraschend sei für die der Gewinn der SPÖ gewesen.
Keine Zitterpartien mehr in Mitterdorf und Floing
In Mitterdorf an der Raab lag die SPÖ 2020 nur um 20 Stimmen vor der ÖVP. Nun war das Ergebnis deutlicher: Die ÖVP um Bürgermeister Thomas Derler bekam 818 Stimmen, die SPÖ mit Wolfgang Grubbauer 505 Stimmen. Die Grünen versäumten um vier Stimmen den Einzug in den Gemeinderat. In Floing kam die ÖVP auf 420 Stimmen, die SPÖ auf 347 Stimmen. 2020 lag die ÖVP in der kleinen Gemeinde nur um 13 Stimmen voran.
Welche Parteien und Listen zur Wahl standen
Im Bezirk Weiz konnte die ÖVP in allen 31 Gemeinden Kandidaten und Kandidatinnen aufstellen, die SPÖ in 29, die FPÖ in 25, die Grünen in 12, die NEOS in 5 und die KPÖ in 2. Hinzu kommen die Bürgerlisten MUTIG in Weiz und SÖG in St. Ruprecht an der Raab.
In der Stadt Weiz standen sieben Listen zur Wahl. Es gab im Bezirk aber auch fünf Gemeinden mit je nur zwei Listen: Floing, Gasen, Rettenegg (ÖVP und SPÖ) sowie St. Kathrein am Hauenstein und Ilztal (ÖVP und FPÖ).
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