Erwin Frohmann redet nicht lange um den heißen Brei herum: „Wir haben ein Beziehungsproblem mit der Landschaft“, so der Landschaftsarchitekt und Biologe. An der Liebe generell liegt es nicht, aber wie so oft in Beziehungen ist die permanente Verfügbarkeit auch hier der Hinkefuß – irgendwann geht die Wertschätzung einfach flöten. Dabei können wir eigentlich von Landschaft gar nicht genug bekommen, was gerade Corona wieder gezeigt hat: Man strebt nicht nur vermehrt in die Natur, sondern will im besten Fall auch ein Stück davon besitzen, auch Zweitwohnsitze boomen. Das alles hat Folgen, massive sogar, analysiert Frohmann: „Wir haben einen sehr großen Flächenbedarf entwickelt, und das wird in der Landschaft auch sichtbar.“ Zersiedelung, Bodenfraß, Einkaufszentren auf der grünen Wiese und touristische Großprojekte in „Sehnsuchtslandschaften“, so Frohmann.

Eine dieser Landschaften hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten zum touristischen Hotspot entwickelt: die Südsteiermark mit ihrer Weinregion. Eine Gegend, die alles andere als unberührt ist, sondern erst im Zusammenspiel mit dem Menschen entsteht, so der Oststeirer, der an der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien unterrichtet: „Das sind Regionen, wo man erkennt, dass der Mensch in einer beziehungsvollen Art und Weise mit der Landschaft wirtschaftet und so sinnstiftende Kulturlandschaftstypen erzeugt.“ Der Mensch prägt die Landschaft und auch umgekehrt. Kein Wunder also, dass touristische Großprojekte nicht nur Anrainer aufschrecken. Noch dazu, wenn ein architektonisches Schreckgespenst im Spiel ist: das Chalet. Ein typisches Holzhaus aus dem Alpenraum, das mit der Keuschen der Südsteiermark nur wenig zu tun hat. Wunderwaffe des gepflegten touristischen Siedlungsbaus. Ganze Dörfer auf grüner Wiese sind in den letzten Jahren schon in ganz Österreich entstanden.