Auf den ersten Blick sehen sie oft nur aus, als wäre nicht aufgeräumt worden. Alte Bäume, abgebrochene Stämme oder stehendes Totholz sind allerdings wahre Hotspots der Artenvielfalt. „Totholz ist ein essenzieller Bestandteil besonders artenreicher baumbestandener Lebensräume und dient einer Reihe von gefährdeten Arten als Refugium“, sagt Michael Tiefenbach, der Naturschutzbeauftragte der Stadt Graz: „Deshalb versuchen wir überall dort, wo es sich mit den Verkehrssicherungspflichten in einer Stadt vereinbaren lässt, Elemente absterbender sowie toter Bäume zu sichern und den Abbauprozessen der Natur zu überlassen.“ Zugunsten der Verkehrssicherheit werden Biotopbäume auch durch Einkürzen gesichert, sodass ihre ökologische Funktion erhalten bleiben kann, ohne zur Gefahr zu werden.

Foto einer blauen, runden Plakette auf einem Baumstamm | „Biotop-Baum“, versehen mit einem QR-Code: So sieht die neue Plakette aus
Foto einer blauen, runden Plakette auf einem Baumstamm
| „Biotop-Baum“, versehen mit einem QR-Code: So sieht die neue Plakette aus © Stadt Graz

Bei besonders wertvollen Bäumen sollen nun neue, blaue Biotopbaum-Plaketten darauf hinweisen. Sie zeigt: Hier wurde bewusst nicht gefällt, sondern für die Natur entschieden. Biotopbäume sind alte oder tote Bäume, die durch Höhlen, Rindentaschen oder Stammverletzungen wertvolle ökologische Nischen bieten – etwa für Käfer (besonders der geschützte Alpenbockkäfer, Rosalia alpina), Wildbienen, Fledermäuse, Spechte oder holzabbauende Pilze. Rund 20 bis 30 Prozent der Waldarten in Mitteleuropa sind auf Totholz angewiesen. Stehendes Totholz ist dabei in Österreichs Wäldern oft rar, aber besonders wertvoll: Es bietet langfristig Nahrung, Unterschlupf und Brutplätze für spezialisierte Arten und speichert dabei sogar Kohlenstoff. Expertinnen und Experten raten, dass pro Hektar Wald mindestens zehn Biotopbäume erhalten bleiben sollen.

„Mit der neuen Plakette machen wir den unsichtbaren Wert sichtbar – für mehr Verständnis, mehr Respekt und mehr Artenvielfalt im urbanen Raum“, sagt Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne).

© Stadt Graz/Jasmina Skrijelj