Es war der erste grenzüberschreitende Aufreger der neuen blau-schwarzen Koalition, der regelmäßig neu aufflammt. Die Ansage, dass die steirische Landeshymne, das Dachsteinlied, in die Landesverfassung aufgenommen werden soll. Unser Nachbar protestiert, zuletzt Sloweniens Außenministerin Tanja Fajon bei ihrem Wien-Besuch. Slowenien könne den Text, in dem sich das Steirerland noch wie bis 1918 bis zur Save und Drau ausdehnt, als Gebietsanspruch verstehen. Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (Neos) kündigt in der Begutachtung zur Verfassungsnovelle eine Stellungnahme ihres Ministeriums an. In Wien herrschen Bedenken, dass man mit dieser Aktion die diplomatischen Beziehungen mit Slowenien belaste (wir berichteten).

Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) will den Ball flach, aber Kurs halten: „Ja, wir wollen das Dachsteinlied als Landeshymne in der Verfassung nennen, so wie die Landesfarben und das Wappen mit dem Panther dort verankert sind.“ Der Liedtext werde aber nicht in die Verfassung geschrieben: „Von Gebietsansprüchen kann keine Rede sein!“

Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) und seine Vize-Landeshauptfrau Manuela Khom (ÖVP) wollen das Dachsteinlied in die Verfassung schreiben.
Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) und seine Vize-Landeshauptfrau Manuela Khom (ÖVP) wollen das Dachsteinlied in die Verfassung schreiben. © Klz / Stefan Pajman

Aber gibt es für das Ansinnen im Landtag überhaupt die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit? Tatsächlich würde Blau-Schwarz schon die Zustimmung der kleinsten Fraktion, der Kommunisten mit zwei Mandaten, für eine Verfassungsmehrheit reichen. Aber die KPÖ winkt, wie auch die Grünen, ab. Neos-Klubchef Niko Swatek sieht die Sache kritisch: „Wir warten die Stellungnahmen in der Begutachtung ab. Aber, wenn wir damit unseren Nachbarn verärgern, ist das keine gute Idee.“ SPÖ-Chef Max Lercher hält das „Spiel“ offen: „Wir warten die Begutachtungsfrist ab und werden uns nach eingehender Prüfung entscheiden!“ Ohne SPÖ-Stimmen gibt es also wohl keine Hymne in Verfassungsrang.

Indes haben uns Leserinnen, mit politischem Hintergrund, eine zeitgemäß umgetextete Version der Hymne zugesandt. Dort werden die umstrittenen Zeilen mit Save und Drau ersetzt (siehe Infobox). Wäre das eine Möglichkeit, künftig diese Version als Landeshymne zu singen? Kunasek: „Das steht jetzt nicht zur Debatte. Aber es soll nur das „Dachsteinlied“ in die Verfassung aufgenommen, nicht der Text.“ Man könne daher später auch den Liedtext ändern. In der Kleinen Zeitung haben heuer im Jänner der Grazer Autor Günter Eichberger und steirische Historikerin Barbara Stelzl-Marx ein „Pro & Kontra“ zur Textänderung argumentiert.