Auch, wenn die Tradition in diesem Fall nur 22 Jahre gedauert hat: Mit dem Café Sacher in der Grazer Herrengasse schließt eines der letzten Kaffeehäuser, die in der Stadt noch die Wiener Kaffeehauskultur hochhalten. „Das ist wirklich schade, davon gibt es nicht mehr viele in der Stadt“, sagt Simon Lackner vom Café Kaiserfeld, das sein Vater Rudi 2004 eröffnet hat, um das typisch österreichische Café vor dem Aussterben in Graz zu bewahren. Das sieht auch Gernot Büttner-Vorraber vom Grazer Operncafé so, das zwar optisch ganz modern erscheint, aber auf eine fast 165-jährige Geschichte zurückgeht. „Wenn jemand zusperrt und es Leerstand gibt, ist das natürlich immer schlecht für die Innenstadt.“
Es sei auch schade, wenn sich große Marken – wie auch Manner, siehe rechts – aus der Stadt zurückziehen. „Das könnte auch daran liegen, dass es bei uns nicht so viele internationale Gäste gibt“, sagt Büttner-Vorraber. Daneben könnten aber auch Innenstadtbaustellen eine Rolle gespielt haben, vermutet er – es sei jetzt ganz wichtig, an der Belebung der Innenstadt zu arbeiten. Dafür wünscht sich Lackner einen gelungenen Mix aus internationalen Firmen, Grazer Größen und auch Kleinbetrieben aus der Stadt – ob Gastronomie, Handel oder andere Betriebe. „Aber hoffentlich folgt kein Starbucks oder Ähnliches.“
Ein Zeichen der Zeit
Die Schließung sei aber auch ein Zeichen der Zeit – denn die Gastronomie ist stark im Wandel. In Kaffeehäusern sei es längst keine Selbstverständlichkeit mehr, Tischservice zu bekommen. „Es geht derzeit sehr stark in Richtung Systemgastronomie, immer mehr wird an den Gast outgesourct“, so Lackner – das habe natürlich auch mit der Preisgestaltung zu tun.
Angst vor einem Kaffeehaussterben muss man dennoch nicht haben, denn die letzten klassischen Cafés brummen – und es sind bei Weitem nicht nur die älteren Semester in Graz, die es schätzen, im Kaffee Weitzer in aller Seelenruhe ihren kleinen Braunen, ihre Melange oder ihren türkischen Kaffee genießen oder sich mit Fiakergulasch und Hüferschwanz-Semmerl stärken. Oder bei Franz Reiter und Simon Hauzenberger im Café Fotter, das auch schon fast 90 Jahre alt ist, die Seele baumeln zu lassen. Das Kaiserfeld ist auch für Dates beliebt: „Wir haben auch immer wieder junge Menschen hier, die hier für ein Date treffen“, freut sich Lackner.