Die Auswirkungen der Corona-Pandemie macht vor keinem Bereich Halt. So gilt auch an den steirischen Universitäten: Fernlehre, die Einrichtungen sind geschlossen - und bleiben es vermutlich auch bis zum Ende des Sommersemesters. Nur die Ausleihe an Bibliotheken ist möglich. Und für Laborübungen gibt es Ausnahmen. Dennoch ist es kein Studienleben, wie man es sich vorstellt. Das macht vielen Betroffenen zu schaffen.

Lernplätze fehlen

"Im Präsenzunterricht merke ich mir die Sachen leichter, ich kann mich einfach besser konzentrieren", sagt Lukas Lorber (21), Journalismus-Student an der FH Joanneum. Und auch DanielNistelberger (29), der an der Montanuniversität Leoben Werkstoffwissenschaft studiert, meint: "Ich tue mir schwer, in meinem kleinen Zimmer in einer Vierer-WG zu lernen. Lieber würde ich einen Lernplatz an der Uni nutzen." Raphaela Buchegger (19), die an der Kunstuni Oboe studiert, fühlt sich "als Studentin gerade verloren und vergessen". Sie überlegt bereits eine Ausbildung zur Personalverrechnerin zu machen, weil sie mit ihrem Studium derzeit wenig Chancen am Arbeitsmarkt sieht.

Seitens der Kunstuniversität Graz betont man, dass "künstlerische Lehre langfristig nicht digital ersetzbar" sei. Irgendwann müssten die Studierenden wieder live auf der Bühne stehen und lernen, vor einem realen Publikum aufzutreten. Schauspielvorführgen oder Konzerte werden derzeit online abgehalten. Teils wird jedoch in kleinen Gruppen geprobt, nachdem Corona-Schnelltests durchgeführt wurden. Am Unigelände herrsche momentan ein strenges "Verweilverbot".

Antigen-Tests sollen kommen

Auch an der Montanuniversität Leoben setzt man schon vermehrt auf Antigen-Schnelltests, um manche Prüfungen im Präsenzmodus durchführen zu können. An der Technischen Universität Graz und der Karl-Franzens-Universität Graz hört man, dass Teststrategien im Hintergrund entwickelt werden. Der Wunsch, bald zurück in den Präsenzbetrieb zu kehren, ist überall präsent. 

"Die Planung der Departments und Lehrstühle für das Sommersemester laufen bereits auf Hochtouren und es wird von den gesetzlichen Rahmenbedingungen abhängen wie diese dann durchgeführt werden können. Wir sind sehr gut vorbereitet sowohl Veranstaltungen in Präsenzmodus mit Schnelltests, als auch weiterhin im Distance Learning abzuhalten", meint Erhard Skupa, Sprecher der Montanuni.

Die Bibliothek der Karl-Franzens-Universität ist verwaist: Den Studierenden fehlen ihre Lernplätze
Die Bibliothek der Karl-Franzens-Universität ist verwaist: Den Studierenden fehlen ihre Lernplätze © Jürgen Fuchs

Negative Stimmung bis Depression

Die derzeitige Situation und der Ausblick auf ein weiteres Semester in der Online-Lehre schlagen sich auf die Stimmung der Studierenden nieder. Eine Studienanfängerin an der Uni Graz, die lieber anonym bleiben will, meint sogar, dass sie derzeit an einer saisonalen Depression leide: "Irgendwann geht einem die Luft aus." Besonders die Ungewissheit macht auch TU-Studentin Tanja Sajko (23) zu schaffen: "Man kann wenig planen."

"Wir merken, dass unsere Studenten immer mehr mit Motivationsproblemen zu kämpfen haben", heißt es auch seitens der Pädagogischen Hochschule Steiermark. Dort hofft man, bald wieder Sport oder Musik-Lehrveranstaltungen vor Ort abhalten zu können. Denn auch die schulpraktische Ausbildung kann hier derzeit nur online stattfinden.

Martin Payer, kaufmännischer Geschäftsführer, und Karl Peter Pfeiffer, wissenschaftlichen Geschäftsführer, der FH Joanneum sehen die große Herausforderung darin, "darauf zu achten, dass unsere Studierenden keine Nachteile durchs Distance Learning erleben". So werden unbedingt notwendige Praxiseinheiten oder Prüfungen unter Einhaltung strenger Sicherheitsvorkehrungen an der Fachhochschule durchgeführt. An der Uni Graz werden etwa Exkursionen unter strikten Maßnahmen umgesetzt. Auch an der TU können Masterprüfungen oder Rigorosen im Präsenzmodus abgehalten werden.

Fernlehre auch als Chance?

Grundsätzlich meint Stefan Vorbach, Vizerektor für Lehre an der Technischen Universität, dass man den "digitalen Stresstest" gut meistern würde. So seien die Aufrufzahlen des Videocontent auf den virtuellen Lehrplattformen der TU seit dem Frühjahr um das Fünffache gestiegen. Auch die Uni-Graz-Videoplattform uniTUBE zählt zurzeit wöchentlich bis zu 30.000 Aufrufe.

Dass die Unis aus der Krise lernen und digital auf Vordermann bleiben, hofft Johanna Byloff (22), Studentin der Montanuni Leoben: "Ich sehe eine Chance zur Modernisierung der oftmals verkrusteten Lernstrukturen."

Planung für Sommersemester

Für das Sommersemester hegen Studenten und Unis keine großen Hoffnungen. Man rechne damit, dass man bis zum Ende des Sommersemesters "zumindest unter hybriden, erschwerten Bedingungen" den Lehr- und Forschungsbetrieb fortsetzen müsse, meinte die Präsidentin der Universitätskonferenz und Rektorin der TU Wien, Sabine Seidler, kürzlich.

An der PH Graz hofft man darauf, dass zumindest ein Teil der Studierenden anwesend sein kann. An TU und FH plant man mit "digital first". Auch an der Uni Graz bleibt das Distance Learning "zumindest in den ersten Wochen im März" aufrecht. Eine Präsenzlehre wäre erst nach den Osterferien möglich, man wolle den Studierenden und Lehrenden eine zehntägige Umstellungsfrist einräumen. Außerdem sei es den einzelnen Lehrenden überlassen, wie sie ihre Lehrveranstaltungen gestalten werden, theoretisch sei das "also auch durchgängig online" möglich, so Pressesprecher der Uni Graz, Joachim Hirtenfellner.

Ob sie wollen oder nicht, Studenten müssen sich mit der Lage vorerst abfinden. Fabian Kadisch (26), Montanuni-Student, meint dazu: "Man gewöhnt sich schon dran, aber es ist immer noch eine eigenartige Situation und auf Dauer einfach belastend."