Ein wenig hatte man schon damit spekulieren dürfen, dass die sieglose Zeit der Österreicher in der Abfahrt von Beaver Creek nach 15 Jahren ein Ende findet. Doch letztlich sahen die ÖSV-Stars durch die Finger, was Podestplätze betrifft. Platz vier für Matthias Mayer (+0,80), dem genau eine Hundertstelsekunde auf Rang drei fehlte, Vincent Kriechmayr (+0,94) wurde hinter seinem Teamkollegen Fünfter. Den Sieg machten sich die zwei Männer untereinander aus, die schon in Lake Louise alternierend den Ton angegeben hatten: Aleksander Aamodt Kilde und Marco Odermatt.

Diesmal war es der Norweger, der im Duell mit Odermatt um ganze 0,06 Sekunden die Oberhand behielt und damit ein weiteres Mal den langsam überfälligen ersten Abfahrtssieg des Schweizers verhinderte. Und auf Rang drei "schwindelte" sich noch der Kanadier James Crawford, dem beim Heimrennen noch ein "Absitzer" eine Topplatzierung verhaut hatte. Kilde aber jubelte über seinen 15. Weltcupsieg.

Vom Winde verweht ...

Erst dann kamen die Österreicher, die diesmal aber auch Opfer der Verhältnisse wurden: Denn zwar gelang es der Pistencrew in Beaver Creek, rund 30 Zentimeter Neuschnee aus der Piste zu bringen, doch leichter Schneefall und vor allem Wind, den konnte man nicht abstellen. Und der wurde auch zusehends stärker. So gesehen hatten Kilde (Nummer sechs) und Odermatt (Nummer 10) bei der Auslosung Glück, relativ früh ins Rennen gehen zu dürfen. Und der 30-jährige Norweger, der das erste Training mit einem grippalen Infekt noch im Überanzug bestritten hatte und lange um einen Start zitterte, bewies einmal mehr seine derzeitige Überform. Was ihn besonders freuen wird: Der Sieg in der Heimat seiner Freundin Mikaela Shiffrin, die nicht weit von Beaver Creek entfernt ihr Domizil hat.

"Ich habe mich gesund genug gefühlt", sagte der "verschnupfte" Kilde, "ich habe mich heute in der Früh schon viel besser gefühlt. Und wenn es nur zwei Minuten sind, die ich aushalte, dann passt es ja." Deshalb wollte er auch gar nicht weiter auf seine Krankheit eingehen, denn: "So kompliziert ist es ja nicht." Und Odermatt? Nahm es gefasst auf, dass es nach wie vor nicht zum Abfahrtssieg reichte: "Nach sechs zweiten Plätzen wäre ich schon einmal bereit, aber der Rückstand wird immer weniger ..."

Eines der "Wind-Opfer" war auch Daniel Hemetsberger, der diesmal mit Platz elf vorliebnehmen musste. "Ich bin überhaupt nicht zufrieden, aber es war heute wirklich ein schwieriges Rennen. Bei mir hat es im Flachen hinauf geblasen, ich hab' nicht einmal den Boden gesehen. Ich habe alles probiert, aber da schaut nicht mehr heraus", sagte der Oberösterreicher und ergänzte: "Aber so ist es halt, wir sind ein Freiluftsport."

Klar ersichtlich war aber just bei Kriechmayr (Nummer 12) und Mayer (13), dass es keine optimalen Verhältnisse im obersten Teil gegeben hatte. Kriechmayr kam schon mit 0,78 Sekunden und der nur 26. Teilzeit (!) zur ersten Zwischenzeit nach 26 Sekunden, Mayer verlor da schon 0,65 Sekunden. Ab dem Übergang ins Steile verloren die beiden also nur noch 0,15 bzw. 0,16 Sekunden – wenn das auch nicht für den Sieg gereicht hätte, das Podest wäre für Mayer aber möglich gewesen. Der dreifache Olympiasieger aus Kärnten zuckte dementsprechend im Ziel nur mit den Schultern – ratlos, wo der Rückstand in diesem Ausmaß wirklich herkam.

"Nummernglück hatten wir nicht"

"Vinc und ich hatten nicht wirklich Nummernglück", seufzte Mayer, "es ist Wind oben, da bist du dann im Flachstück eben nicht gut dabei. Mit dem Rest des Laufes aber bin ich zufrieden, ich habe mich gut reingehaut", sagte er. Ergänzung: "Viel würde ich nicht anders machen ..." Auch Kriechmayr sah das ähnlich: "Bis auf den unteren Teil war es eine gute Fahrt. Nur oben habe ich ein bisschen viel verloren", sagt er, ergänzte aber, kritisch wie immer: "Unten wollte ich ein bisserl riskieren, da war es aber hirnlos, wie ich gefahren bin." Und zum Wind meinte er nur: "Das kann im nächsten Rennen anders ausschauen."