Acht Goldmedaillen, vier in Silber, zwei Bronzene, macht 14 Medaillen. Die Schweiz überstrahlt alles. Keine Angst, noch sprechen wir nicht von Saalbach 2025. Es war 1987, es war die Heim-WM in der Schweiz, als die Eidgenossen derart dominierten. Aber ganz ausgeschlossen ist es nicht, dass die Schweiz 38 Jahre später wieder in ähnliche Sphären vordringt. Angeführt von Dominator Marco Odermatt, in dessen Sog immer mehr junge Schweizer nach oben stoßen, hält „Swiss Ski“ diese Saison bei einer Siegquote von 44 Prozent.
„Da haben wir noch einmal deutlich nachlegen können“, sagte Alpin-Direktor Hans Flatscher. Der ist übrigens ein Salzburger, den die Liebe vor langen Jahren in die Schweiz verschlagen hat: Er ist mit der Schweizer Ex-Riesentorlauf-Königin Sonja Nef verheiratet. Bei den Damen gibt es zwar aktuell durch Camille Rast und Lara Gut-Behrami „nur“ zwei Siegerinnen, doch sollte man sich davon nicht täuschen lassen, das Potenzial für mehr ist vorhanden.
„Im Sport gibt es immer Wellenbewegungen“
„Ja“, sagt Diego Züger, der CEO des Schweizer Verbandes, da mit einem Lächeln, „aktuell ist es die erfolgreichste Zeit seit den Achtzigern. Aber“, bemüht er sich gleich zu nivellieren, „in einem Sport sind es immer Wellenbewegungen, manchmal gelingt mehr, manchmal weniger. Aber alles endet irgendwann.“ So wie Österreichs Dominanz, die in den Neunzigern begann und lange ins neue Jahrtausend hineinreichte. „Da haben wir es nie geschafft, auf Augenhöhe zu kommen.“
Die Schweiz adjustierte damals, strukturierte neu, gab sich neue Leitlinien. „Vor meiner Zeit wurde begonnen, langfristig und konsequent im Nachwuchs zu arbeiten.“ Die Fragen die man sich stellte: Wie schafft man es, mehr Breite und Durchlässigkeit ins System zu bekommen? Wie schafft man es, „junge Leute, mit 16, 18, 20 nicht fast zum Aufhören zu zwingen, weil sie eine Selektion nicht geschafft haben?“, sagt Züger. Man versuchte, gewisse Engstellen, Flaschenhälse zu beseitigen. Das gelang auch durch Kontinuität im Coaching Bereich, durch eine Philosophie des Skifahrens, die für alle gilt. „Aber das sind nur einige Elemente. Und man muss auch sagen: Wir haben damals schon geschaut, wie die das in Österreich machen. Nur kann man nicht alles eins zu eins kopieren, das funktioniert nicht. Aber nachschauen, was andere tun, kann man schon.“
An vielen Schrauben wurde gedreht, aber einen Ausnahmekönner wie Marco Odermatt könne man nicht schmieden. „Da ist unser Beitrag zum Erfolg, dass wir es schaffen, dass er in unseren Strukturen performen kann. Das schien in Zeiten von Marcel Hirscher und der Privatteams unmöglich, aber es geht. Und wir haben eine Win-Win-Situation, weil er auch andere beflügelt im Team.“ Was es benötige, um Ausnahmekönner im Team zu halten? „Gute Strukturen, aber auch Flexibilität. Jeder Einzelne braucht für sich die besten Bedingungen. Es ist wichtig, dass eine Struktur nicht zum Korsett wird, man darf niemanden in ein System zwingen“, erläutert Züger, der es selbst als Skifahrer bis in den Europacup geschafft hat.
Angenehmer Nebeneffekt der Erfolge: Wirtschaftlich ist Swiss Ski ebenso erfolgreich, „im Idealfall schaukelt sich das im Wechselspiel mit den Erfolgen hoch“, sagt Züger. Und: Bei den Einschaltquoten, bei den Rennen, aber auch im Zulauf zu den Skivereinen erlebt der alpine Skisport aktuell in der Schweiz neue Rekorde. Doch weiß Züger auch: „Es kann nicht Sinn sein, dass wir in diesem Sport in den Top zehn fünf Österreicher und fünf Schweizer haben – so entwickelt man keine Märkte.“ Und schließlich macht der höfliche Gast –Swiss Ski ist im „Home of Snow“ auch Untermieter – dem Gastgeber ein Kompliment: „Ja, meine Vorgänger haben viel richtig gemacht, die Weichen richtig gesetzt. Aber es gehört immer Glück dazu, das kann sich alle schnell drehen. Aber ich bin überzeugt: So schlecht, wie sich die Österreicher derzeit reden, sind sie nicht.“