Schon direkt nach dem ersten Abfahrtstraining auf der „Ulli-Maier-Strecke“ stellte sich die Frage aller Fragen: Ist diese Abfahrt einer Weltmeisterschaft würdig? Oder ist sie gar viel zu einfach? „Nein“, entgegnete ÖSV-Star Conny Hütter auf zweitere Frage und wollte keinerlei Zweifel über die Schwierigkeit der Strecke am Zwölferkogel aufkommen lassen. Der erste, ferne Blick täusche, versichert die Steirerin. Zuvor war oftmals darüber diskutiert worden, dass die Abfahrt zwar mit Panorama, Sprüngen und Länge überzeugt, kritische und markante Stellen durch die vielen Gleitpassagen aber fehlen. „Natürlich schaut sie einfach aus, wenn man nur die Touristenpiste hernimmt“, versteht die 32-Jährige die Frage nach der Herausforderung. „Aber sie haben hier in den vergangenen zwei Wochen viele Wellen eingebaut. Jedes Tor ist anders, du musst dir extrem viel merken und die Sprünge gehen richtig weit. Es ist definitiv nicht einfach, macht aber irrsinnig Spaß.“

Spaß hatte in der Salzburger Heimat auch Mirjam Puchner, vermutlich zum ersten Mal so richtig auf einer Abfahrtsstrecke in dieser Saison. Nach einem herausfordernden Winter steht die Salzburgerin fix im 24-köpfigen WM-Aufgebot. Dafür verantwortlich sind neben ihren Erfolgen der Vergangenheit auch ihre Fähigkeiten als Gleiterin, die in Saalbach-Hinterglemm mehr denn je zum Tragen kommen. „Die Strecke beinhaltet alles, ich denke, das werden richtig coole Rennen. Man sagt zwar immer, dass mir die Piste liegen könnte, aber umsetzen muss ich es immer noch selbst“, blickt Puchner, die als Sechste die schnellste Österreicherin im ersten Training war, bereits voraus.

Rennen vor dem Rennen

Die nächsten Tage werden jedenfalls nicht nur für die Olympiazweite von 2022 im Super-G stressig. Bereits am Mittwoch steht im zweiten Training die interne Qualifikation auf dem Programm. Während Hütter und Stephanie Venier in der Abfahrt gesetzt sind, fährt sich das Trio Puchner, Ariane Rädler und Ricarda Haaser die zwei freien Startplätze aus. Während die Salzburgerin überzeugte, lagen Rädler (33./+4,36 Sekunden) und Haaser (18./+2,19) im ersten Training weit hinter der Bestzeit von Lara Gut-Behrami. „Das war sicher einmal ein Herantasten. Es ist aber alles gut gegangen, ich kann mich sicher steigern“, sagte Rädler, die sich in Garmisch am Rücken verletzte. Nun sei wieder alles fit, nur ein Bluterguss am Rücken erinnere sie noch an den Abwurf auf der Kandahar-Strecke. „Für mich war es auch klar, dass ich in die Quali muss. Das erste Training war Test, im zweiten kann ich voll angreifen.“

Konkurrenz bekommt die Vorarlbergerin von „Allrounderin“ Haaser, die in diesem Winter auch in den Speed-Disziplinen auf den Geschmack gekommen ist. „Der Grundspeed war noch nicht da. Wenn man hier abseits der Linie herumfährt, bringt man keine Zeit zusammen und das ist mir passiert“, gestand die Tirolerin. Aufgrund ihrer Einsätze im Riesentorlauf war es auch die erste Trainingsfahrt auf dem Zwölferkogel, während die internen „Konkurrentinnen“ in der Vergangenheit bereits in Saalbach-Hinterglemm trainierten. „Ich muss mich steigern, das habe ich gewusst. Wenn es mir gelingt, dass ich die schnellste Linie finde, bin ich sicher viel schneller als heute.“ Während am Mittwoch mit der Abfahrts-Quali also ein Rennen vor dem Rennen steigt, ist das Quartett für den Super-G bereits fixiert: Hütter, Venier, Rädler und Haaser sollen im ersten Speed-Bewerb für Österreich am Donnerstag anschreiben.