Österreich hat erstmals bei einer Leichtathletik-Europameisterschaft eine Silbermedaille für einen Mann: Lukas Weißhaidinger holte in Rom sensationell hinter dem Slowenen Kristjan Čeh die Silbermedaille. 67.70 Meter schaffte der Oberösterreicher im fünften Versuch, damit musste er sich nur dem Slowenen um 38 Zentimeter geschlagen geben. Hinter Weißhaidinger holte Weltrekordler Mykolas Alekna Bronze – nach dem schlechtesten Wettkampf seiner bisherigen Saison. Doch Weißhaidinger darf stolz sein: Denn nicht nur ein Wurf war exzellent, die gesamte Serie war großartig, Weißhaidinger war schon mit 65,60 Metern gestartet, kein Wurf war unter 63 Metern. Der Lohn: die vierte Medaille bei einem Großereignis, die erste seit Olympia-Bronze 2021 in Tokio.

Das Finale begann mit einer kleinen Überraschung. Weltrekordler Alekna lieferte einen ungültigen Versuch ab, was er freilich dann in Folge ausmerzte, ohne aber den Titel zu holen. Weißhaidinger startete mit 65,60 und war nach der ersten Runde Zweiter, nach 63,07 Vierter und 66,78 weiterhin Vierter, womit er aber zu jenen acht zählte, die weitere drei Würfe bekamen. Gestartet wurde nun nach dem aktuellen Ranking, Weißhaidinger setzte zur Attacke auf die drei vor ihm Gelegenen an. Mit 63,99 gelang eine Verbesserung zunächst nicht. Mit anschließenden starken 67,70 schob er sich auf Platz zwei. 64,42 wurden es im sechsten Versuch, als Silber bereits feststand, weil der schwedische Weltmeister und Olympiasieger Daniel Ståhl als Vierter (66,84) nicht mehr kontern konnte.

Erstmals Quali und Finale an einem Tag

Erstmals mussten die Diskus-Hünen der Gegenwart Qualifikation und Finale an einem Tag bestreiten. Weißhaidinger war als Vierter mit 63,99 m in die Entscheidung am Abend eingezogen und erklärte, „Körner“ gespart zu haben. „Arbeitsauftrag erfüllt, abgerechnet wird am Abend“, hatte Trainer Gregor Högler gemeint. Die Taktik ging auf und die vierte Medaille wurde in trockene Tucker gepackt. Nach jeweils Bronze bei Olympia (2021), WM (2019) und EM (2018) wurde es erstmals eine andere Farbe.

2022 hatte sich für Weißhaidinger schwierig gestaltet. Es schauten nur Rang zehn bei der WM in Eugene und neun bei der EM in München heraus. Vor einem Jahr folgte in Budapest ein historischer WM-Bewerb mit Leistungen der Top vier über 68 m. Weißhaidinger war in der Megashow Siebenter geworden. Bald danach entschied sich das Gespann Högler/Weißhaidinger, die Technik umzustellen. Geworfen wird nun aggressiver und mehr aus der Hüfte. „Eine der schwersten Sachen, die ich je als Sportler machen musste. Ich hatte wenige Monate davor mit der alten Technik meinen 70-m-Wurf, habe damit Medaillen gemacht. Aber das Ziel vor Augen war, in Paris vorne mitzukämpfen“, sagte Weißhaidinger.

Die EM sollte nur eine Station auf dem Weg nach Paris sein. Die Top acht waren für Rom als Ziel ausgegeben worden. „Eine EM-Medaille wäre sehr wertvoll“, hatte Weißhaidinger trotzdem im Vorfeld gemeint.