Auch wenn der Punkt in der Endabrechnung letztlich wertlos sein sollte – das 28:28 gegen Kroatien fühlte sich für Österreichs EM-Handballer am Sonntag in den Worten von Teamchef Ales Pajovic „wie ein Sieg“ an. Mit einer kollektiv starken Leistung über 55 Minuten bremsten Mykola Bilyk und Co in einer randvoll mit kroatischen Fans gefüllten Arena in Mannheim die Euphorie des Gegners und holten sich ihrerseits einen „Turbo“ für das entscheidende Duell mit Spanien.

Österreich würde am Dienstag (20.30 Uhr/live ORF Sport +) im abschließenden Duell von Vorrundengruppe B bereits ein Remis reichen, um das Ticket für Hauptrunden-Pool 1 zu lösen. In Köln würden dann u. a. die Gastgeber und Ungarn warten, weitere Kandidaten sind Frankreich bzw. die Schweiz (aus Gruppe A) und Island bzw. Serbien (C). Flügel Sebastian Frimmel blieb aller Freude zum Trotz realistisch. „Es hilft uns aber nichts, wir müssen am Dienstag noch einmal ran“, sagte der Szeged-Legionär. „Und wir wollen auf keinen Fall nach Hause fahren.“

Sensation scheint möglich

Angesichts des überzeugenden Auftritts scheint nun auch gegen den Vizeweltmeister eine Sensation möglich. Nach der 29:39-Abfuhr gegen Kroatien setzten sich die Spanier am Sonntag klar gegen Rumänien durch und müssen gegen Österreich „liefern“, um nicht auszuscheiden. „Wenn alles perfekt läuft, können wir solche Mannschaften schlagen. Wir können noch mehr“, meinte Frimmel. „Das Spiel heute zeigt, dass wir die Großen schlagen können. Ich glaube jeden Moment dran“, war auch Abwehrchef Lukas Herburger überzeugt.

Herburger dirigierte vor 13.293 Zuschauern in der SAP-Arena einen Defensivverbund, der die Kroaten mit Ausnahme der ersten fünf Minuten vor schwer lösbare Aufgaben stellte. Frimmel war begeistert, „wie wir uns bewegt haben, wie wir diese Härte angenommen haben, wie wir uns geholfen haben“. Die kroatischen Stars wie Luka Cindric oder Domagoj Duvnjak starteten mit einer 5:1-Führung zwar wunschgemäß, konnten danach aber nicht an diese Anfangsphase anschließen. Man habe sich selbst geschlagen, sollte ein unzufriedener kroatischer Coach Goran Perkovac danach sagen. „Perkovac hat vor der EM gesagt, dass es einfach wird gegen uns. Da ist es umso schöner“, meinte Pajovic voller Genugtuung.

Ruhe in heiklen Phasen

Österreich zeigte gegen die Kroaten zwei Tage nach deren beeindruckendem Auftakt gegen die Spanier aber nicht nur die nötige Aggressivität, sondern blieb auch in heiklen Phasen meist ruhig – gerade nach dem Startfuror des Gegners. „Wir haben immer an uns geglaubt“, erklärte Mittespieler Lukas Hutecek. Der Lohn war ein historisches Resultat. Seit dem 37:37-Remis gegen Island bei der Heim-EM 2010 durfte Österreich bei einer der dazwischen acht Endrunden nicht mehr über einen Punktgewinn gegen einen deutlich favorisierten Gegner jubeln.

„Wir wollten unbedingt schaffen, bei diesem Turnier einem Großen etwas mitzunehmen. Das haben wir heute als Team gemeistert. Das macht mich unfassbar stolz, weil diese Mannschaft so viel Potenzial hat. Heute haben wir viel davon zeigen können“, gab Bilyk zu Protokoll. Der Akteur des THW Kiel wurde mit sieben Toren zum „Man of the Match“ gewählt.

„Ich bin sehr stolz“

Im Finish schienen die Felle seiner Truppe mehrmals davonzuschwimmen, selbst nach zwei vergebenen freien Würfen bewahrte man aber die Nerven. Als Goalie Constantin Möstl trotz Unterzahl den letzten Wurf des Gegners entschärfte, war der Jubel dementsprechend groß. „Die letzten 15 Minuten waren sehr, sehr schwer. Ich bin sehr stolz, wir haben alles gegeben. Wir haben im richtigen Moment Geduld gehabt“, sagte Pajovic. „Sie haben sich zurückgekämpft, das zeigt den richtigen Charakter der Mannschaft“, so der slowenische Ex-Nationalspieler und Vize-Europameister des Jahres 2004.