In der Fahrt absenkende Chassis, Staubsauger am Heck, die die Luft unter dem Auto absaugen, Schürzen an den Seitenkästen - die Fantasie der Formel-1-Ingenieure kennt keine Grenzen. Für 2020 haben die Mercedes-Techniker in Brackley ein Lenkrad entwickelt, dass nicht nur für die Richtungsänderung der Boliden von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas verantwortlich ist.

Auf den Onboard-Kameras war während der Testrunden der Silberpfeile in Barcelona genau zu sehen, dass Lewis Hamilton auf den Geraden das Lenkrad zu sich herangezogen hat und vor den Kurven wieder zurückschob. Damit wird die Spur der Vorderreifen verändert, was am Ende dem Wärmeverlust der Reifen auf den Geraden entgegenwirkt und damit in weiterer Folge zu einem verbesserten Grip führt.

Im Grunde genial, aber ist das auch erlaubt? Bei der FIA-Pressekonferenz wurde Technikchef James Allison mit Fragen bombardiert. Natürlich blieb der Engländer im Mercedes-Sold eher zurückhaltend mit seinen Ausführungen. Das "DAS" (Dual Axis Steering) sei ein neues System, sagte Allison. Über die genaue Funktionsweise wollte er nichts verraten.

Ist das legal?

Sorgen um die Legalität macht sich bei Mercedes niemand. Die Entwicklung sei immer im Austausch mit den FIA-Regelexperten vorangetrieben worden. Die Gegnerschaft behauptet, es handle sich hierbei um eine bewegliche Aerodynamik - und die ist verboten. Auch sei untersagt, dass jede Veränderung an der Aufhängung nur im Stillstand möglich sei. Im Reglement steht aber auch, dass die Position der Vorderräder mit der Lenkung verändert werden darf. Und genau das macht das Mercedes-System.

2021, mit dem komplett neuen Reglement, soll der Trick in jedem Fall verboten sein. Schon im Oktober hat die FIA im Reglement für 2021 einen entsprechenden Passus festgelegt. Daher ist zu vermuten, dass die FIA schon seit vergangenem Herbst vom Mercedes-Trick gewusst hat.

Das Mercedes-Lenkrad
Das Mercedes-Lenkrad © (c) APA/AFP/LLUIS GENE (LLUIS GENE)

Sollte Mercedes dieses System weiter perfektionieren, mit dem Segen der FIA, haben sie schon vor dem ersten Rennen einen Wettbewerbsvorteil. Denn es ist schon sehr wesentlich, wenn man das Abkühlen der Reifen zu verhindern weiß. Und so schnell werden die anderen Teams dieses System nicht kopieren können, und wenn, dann auch nur die besten Mannschaften, mit den besten Technikern.

Es gehört eben auch zur DNA der Formel 1, die genialsten technischen Lösungen zu finden. Solange man sich aber auch im Rahmen der Legalität bewegt. Da unterscheidet sich die Formel 1 eben auch von allen anderen Motorsport-Disziplinen.