Rien ne va plus – nichts geht mehr! Beim Roulettespiel im Casino dürfen ab diesem Spruch des Croupiers keine Einsätze mehr getätigt werden. Im Jargon des Fußballnationalteams bedeutet dies seit Donnerstag: Keiner darf mehr aus der Blase – und das bis zum Ausscheiden Österreichs bei der Europameisterschaft. Blase? So wird das geschlossene System bezeichnet, das seit Auftauchen des weltweit unangenehmsten Gegenspielers – Corona – vor allem im Sport allgegenwärtig ist. Eine Gruppe von negativ getesteten Personen bleibt rein unter sich, um eine Ansteckung auszuschließen. Das bedeutet keine physischen Kontakte zur Außenwelt – eine mentale Belastungsprobe.

Die rot-weiß-rote Auswahl mit Spielern, Trainern und Betreuern bewegt sich seit Donnerstag nur zwischen Hotel Avita und dem Trainingsplatz, auf dem heute die erste Übungseinheit ansteht. Aufgrund der verschärften Hygienemaßnahmen wird es auch kein öffentliches Training geben, bei dem die Fans zuschauen und sich Foto- bzw. Autogrammwünsche erfüllen lassen können. „Wir hätten das natürlich sehr gerne gemacht. Aber die Situation lässt es aktuell leider nicht zu. Covid-19 ist nicht verschwunden. Insofern wäre das Risiko zu groß“, sagt Teamchef Franco Foda.

Klar positioniert hat sich der Europäische Fußballverband (UEFA). Demnach gilt für alle teilnehmenden Nationen an der Europameisterschaft die Vorgabe, dass ab Start des Base Camps, das die Österreicher beispielsweise ab 8. Juni in Seefeld beziehen, keiner mehr in die Blase darf. Die Ausnahmen: Sollte ein Spieler wegen einer Corona-Erkrankung ausfallen, darf er durch einen anderen Spieler ersetzt werden. Jener Akteur, der aus der Blase entfernt wird, darf aber zu einem späteren Zeitpunkt auch nicht mehr zurückkehren. Im Falle, dass eine Mannschaft nur noch weniger als 13 einsatzfähige Spieler, darunter ein Torwart, zur Verfügung hätte, dürfte genauso eine Nachnominierung vorgenommen werden.

Somit bleibt den Nationen nur noch die Möglichkeit, bis zum Start des Base Camps Besuch von Angehörigen zu erlauben. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, eine Lösung zu schaffen, mit der wir alle Hygienemaßnahmen einhalten können“, sagt Foda. So wäre gewährleistet, dass es nicht zu einer zumindest 26-tägigen und im sportlich gesehen besten bzw. „privat“ gesehen schlimmsten Fall 45-tägigen Quarantäne in Bezug auf den physischen Kontakt mit der Familie kommen könnte.

Florian Grillitsch hat als Jungpapa besonders mit der Situation zu kämpfen: „Ich war schon mit Hoffenheim in zehntägiger Quarantäne. Wenn man so lange die Familie nicht sehen kann, ist es sehr schwierig. Bei allem Verständnis, kein Risiko eingehen zu wollen, gibt es bestimmt ein sicheres Konzept, um die Familie in die Blase zu lassen.