Für gewöhnlich gehört die Bekanntgabe des Kaders der österreichischen Fußballnationalmannschaft zu den routinemäßigen Ritualen vor Länderspielen. Große Überraschungen wurden nicht erwartet und diese Vermutungen bestätigte der Teamchef dann auch meist mit der Veröffentlichung der Namensliste.

Kleine-Zeitung-Leser waren zwar vorinformiert, aber Franco Foda hat diesmal tatsächlich ziemlich tief in die personelle Trickkiste gegriffen. Wer erinnert sich noch an Raphael Holzhauser? Richtig, das war doch dieser Austrianer, der sich in aller Schönheit sukzessive ins Out manövriert hat. Er gehörte zu jener - fast möchte man meinen typisch österreichischen - Fußballer-Kategorie, die zwar über Talent verfügen, doch die Arbeit eher scheuen, ein sogenannter Steh-Kicker, der mit 23 wie ein 37-Jähriger kurz vor dem Karriereende wirkte. 

Das dürfte sich, folgt man den Ausführungen Fodas, grundlegend geändert haben. Dynamisch sei Holzhauser geworden und auch mit vom nun 27-Jährigen zuvor nicht gekannten "Power und Tiefgang" ausgestattet. Tatsächlich bekleidet der seit einem Jahr in Belgien bei Beerschot engagierte 1,93-m-Mann beim Aufsteiger die Rolle des Spielmachers, der noch dazu als Vorbereiter und Torschütze glänzt. Der Neuling liegt in der Liga übrigens auf Platz drei.

Auch der zweite Neuankömmling im Team ist ein Aufsteiger im doppelten Sinn. Sasa Kalajdzic hat beim VfB Stuttgart erst 112 Bundesliga-Minuten in den Beinen und schon ist er reif für das A-Nationalteam. Zwei Tore des 2-Meter-Stürmers genügten Foda, der den 23-Jährigen allerdings schon vor dessen Verletzung ins Visier genommen hatte.

Jetzt werden manche einwenden, wie schnell es doch möglich sei, zu nationalen Ehren zu gelangen. Doch es wird in den nächsten Jahren keine günstigere Phase für Experimente geben als diesen Herbst. Die Partie gegen Griechenland ist ein Test, und auch der Nations League kommt keine entscheidende Bedeutung à la WM- oder EM-Qualifikation zu. Und vielleicht stellen sich die Probepackungen als Hochgenuss heraus. Es ist jedenfalls davon auszugehen, dass die beiden Genannten spielen werden. Jetzt müssen sie nur noch Fodas Einschätzung bestätigen.

Dass Marko Arnautovic neuerlich fehlt, ist indes keine Überraschung. Hier bestätigt sich, was allgemein angenommen worden war: Die Vorteile eines China-Abenteuers sind - abgesehen vom monetären Aspekt - überschaubar.