Müde und geschlaucht, aber extrem glücklich. So beschreibt Sebastian Prödl am Tag danach seinen Gefühlszustand. Am Tag wonach? Erstmals seit dem 29. August 2018 bestritt der Steirer wieder ein Pflichtspiel für den FC Watford in der Startelf. Beim 2:1-Sieg im Ligacup gegen den Zweitligisten Swansea spielte der 32-Jährige 90 Minuten in der Viererkette durch. „Es war ein guter Test, weil es viel zu tun gegeben hat“, sagt der Innenverteidiger. „Ich habe gute Rückmeldungen bekommen, auch vom Verein. Das war ein erster, aber ein großer Schritt.“

Dieser Schritt folgte einer langen Leidensphase. Obwohl sich der Kirchberger in drei Premier-League-Spielzeiten bei den Hornets unter verschiedenen Trainern stets durchgesetzt hatte und zum absoluten Stamm zählte, wurde er in der Vorsaison nicht mehr berücksichtigt. „Das letzte Jahr war von Negativerlebnissen geprägt. Einerseits hat der Trainer nicht so richtig auf mich gesetzt. Andererseits hätte ich wohl gespielt, wenn ich nicht wegen Verletzungen zu ungünstigen Zeitpunkten ausgefallen wäre“, sagt Prödl, der im Sommer trotz Angeboten anderer Vereine bei den Engländern geblieben ist. „Die Premier League ist die beste Liga der Welt. Ich habe immer den Wunsch gehabt, mich in der Premier League zurückzukämpfen, weil ich mich, so lange es geht, auf höchstmöglichem Niveau messen will. Nur so kann ich auch mein Ziel, wieder eine Rolle in der Nationalmannschaft zu spielen, erreichen.“

"Viele flüchten, ich stelle mich"

Der 73-fache ÖFB-Teamspieler hat deshalb alles in seiner Macht Stehende getan, um wieder voll fit zu werden. „Das Knie hält“, sagt Prödl, dem in der schweren Phase seine Frau und die einjährige Tochter starken Rückhalt gaben. „Mir geht es gut. Es war eine richtig lehrreiche Phase in meinem Leben. Viele flüchten in solchen Momenten, ich stelle mich. Mich kann jetzt nichts mehr umhauen“, erklärt der 1,94-Meter-Hüne. „Jetzt weiß ich, dass es das wert ist, zu kämpfen. Ich versuche immer positiv durchs Leben zu gehen, auch wenn es sehr mühsam ist.“

Vielleicht wird Trainer Quique Sanchez Flores, der vor 19 Tagen Javi Gracia abgelöst hat, nun regelmäßig auf diese Tugend inklusive Prödls Routine setzen. Immerhin liegt Watford nach sechs Runden mit nur zwei Zählern (Torverhältnis: 4:18) auf dem 20. und letzten Platz der Premier League. „Ich freue mich, dass ich beim neuen Trainer meine Chance bekommen habe. Es hat sich so angefühlt, dass ich mich auf diesem Niveau noch immer beweisen kann“, sagt Prödl. Vielleicht gibt es ja schon am Samstag im Kellerduell gegen Wolverhampton die nächste Bewährungsprobe.