Die Wiener Austria war in der Bundesliga auf dem Weg zum bisher letzten Meistertitel, der nicht nach Salzburg ging, und im Radio tönte ununterbrochen der weltberühmte "Gangnam Style". Was sich wie graue Vorzeit anhört, geschah vielmehr 2013. Damals unterschrieb im Jänner dieses Jahres ein gewisser Christoph Gschiel in Lafnitz – und er ist bis heute dem Klub treu geblieben. "Es ist wirklich eine sehr lange Zeit, aber genau das macht Lafnitz aus. Die Verantwortlichen setzen hier auf Kontinuität", erklärt Gschiel, der mittlerweile der dienstälteste Akteur in der Mannschaft von Trainer Philipp Semlic ist.

Für den Verteidiger kommt zumindest noch eine Spielzeit hinzu, denn in dieser Woche unterschrieb er einen Vertrag über ein weiteres Jahr in der Oststeiermark. "Ich gehe im Herbst also in meine zehnte Saison in Lafnitz. Als ich gekommen bin, war gerade der Aufstieg in die Regionalliga das Hauptthema. Jetzt gehören wir zu den Top-Mannschaften in der zweithöchsten Spielklasse, eigentlich unfassbar", erinnert sich der 30-Jährige. Seither habe sich viel verändert. Der Klub wurde professioneller, das Stadion größer. Nur eine Sache, die Gschiel derzeit sehr vermisst, blieb gleich. "Es gibt hier eine so einzigartige Nähe zu den Fans. Nach dem Spiel steht man beisammen und diskutiert, das fehlt mir schon."

Ob der Verteidiger noch einmal vor und mit einem vollen Stadion feiern darf, bleibt fraglich. Nächste Saison läuft er sicher noch für Lafnitz ein, was danach passiert, stehe laut Gschiel "noch in den Sternen". Vor allem, weil ihm sein zweites Standbein große Freude bereitet. Der Steirer tauscht die Fußballschuhe als Volksschullehrer regelmäßig gegen Stift und Papier. "Meine Zukunft liegt ganz klar in meinem Beruf als Lehrer und es macht mir richtig Spaß. Als Profi-Fußballer ist man auch ein Vorbild und wird öfters angesprochen von den Kindern. Sie freuen sich, wenn sie einen im Fernsehen gesehen haben." Das könnte so auch am Montag passieren, wird das Spiel heute (20.15 Uhr) gegen Dornbirn doch live auf ORF Sport+ gezeigt.

Kapfenberg vor ewigem Duell

Mit positiven Gefühlen nach dem 1:0-Heimsieg über Lafnitz stiegen die Spieler des KSV am Donnerstagvormittag in den Bus nach Vorarlberg, wo am Freitagabend das ewige Zweitliga-Duell mit Austria Lustenau ansteht. Die 90 Minuten gegen die Oststeirer, obwohl lange von vielen Fouls geprägt, waren die richtige Antwort nach den zuletzt schwachen Auftritten gegen die Juniors OÖ und Austria Klagenfurt. KSV-Trainer Abdulah Ibrakovic hofft in Lustenau, wo bereits das 52. Aufeinandertreffen beider Teams in der langen Zweitliga-Historie ansteht, auf eine Bestätigung: "Wir haben seit August viel Arbeit investiert und wollen uns in der vorderen Tabellenregion festsetzen."

Geraten die "Falken" nicht schon in den Anfangsminuten in Rückstand und zeigen sie mehr Konzentration im Fertigspielen der Torchancen –  zuletzt zwei Problemfelder der Obersteirer –, ist der erste Sieg gegen Lustenau seit April 2019 durchaus möglich. Schließlich holten die Vorarlberger aus den zehn Partien im Kalenderjahr 2021 lediglich sieben Punkte. Zudem müssen sie sich nun auch Gedanken über die nicht erteilte Zulassung für die kommende Spielzeit machen. Vielleicht wird das 52. Duell damit für längere Zeit das letzte. Ibrakovic warnt aber davor, den Gegner zu unterschätzen: "In der Liga kann jeder jeden schlagen. Wir müssen konzentriert bleiben und um jeden Zentimeter kämpfen."