Im ersten Moment sind Niederlagen stets schmerzlich. Auch für die Villacher Adler, die in Spiel fünf der Halbfinalserie gegen Fehervar aus dem Play-off geworfen worden sind und bereits ihren Urlaub planen können. Dennoch wird der Frust im Lager des VSV schon bald vergehen, kann man doch auf die erfolgreichste Saison seit 2016 zurückblicken – sportlich wie auch wirtschaftlich.
Noch im Herbst hätten die wenigsten mit dem zweiten Platz nach dem Grunddurchgang und der damit verbundenen Qualifikation für die Champions Hockey League (CHL) gerechnet. Und wer weiß, vielleicht hätte der VSV ohne die zahlreichen kranken und verletzten Spieler im Play-off sogar eine noch wesentlich bessere Rolle spielen können. Trotz des sportlichen Erfolges sind die Villacher nun gefordert an den richtigen Schrauben zu drehen, denn einige Positionen müssen nachjustiert werden.
Die Blau-Weißen verfügten zwar über die torgefährlichste Offensive der gesamten Liga, defensiv kamen jedoch immer wieder Schwächen zum Vorschein. Vor allem im Tor (ausgenommen Alexander Schmidt) fehlte eine starke Konstante. Nicht weniger als fünf Schlussmänner „verbrauchte“ der VSV in den letzten zwei Jahren. Auch Tomi Karhunen, der heuer kurz vor Nennschluss anstelle von Andreas Bernard verpflichtet wurde, wusste nur bedingt zu überzeugen. „Es ist uns nicht gelungen auf dieser Position für Stabilität und Kontinuität zu sorgen“, gesteht auch Finanzvorstand Andreas Schwab offen ein.
Für Abhilfe soll in den nächsten zwei Saisonen ein alter Bekannter sorgen. Mit JP Lamoureux soll bereits ein Vertrag über die nächsten zwei Saisonen abgeschlossen worden sein. Aktuell noch bei Salzburg unter Vertrag, zeigte sich der mittlerweile 37-Jährige heuer jedoch verletzungsanfällig und musste zuletzt gegen Wien als Back-up Platz nehmen.
In der Verteidigung konnte mit Talent Julian Payr bereits im März ein Hoffnungsträger verpflichtet werden, weitere rot-weiß-rote Verstärkungen sind geplant. Offen bleibt die Personalie Jamie Fraser. Der Kapitän will sich noch nicht festlegen, ob er seine Karriere beendet oder fortsetzt. „In der Defensive haben wir noch Verbesserungspotenzial“, weiß Schwab, der im Angriff einige Leistungsträger (Scott Kosmachuk, Renars Krastenbergs) verlieren könnte: „Es wird sicher, nicht leicht eine Offensive mit der gleichen Qualität zusammenzustellen. Wir können auch nicht mehr ausgeben, als es das Budget zulässt.“ Stolz kann man jedenfalls auf den immer größer werdenden Österreicher-Stamm sein, der mit der einen oder anderen Personalie noch erweitert werden soll. Allerdings: „Viele heimische Spieler gibt der Markt nicht her. Daher wollen wir vermehrt unsere Nachwuchsspieler einbauen.“
Wirtschaftlich blicke man auf zwei herausfordernde Jahre zurück, konnte aber dennoch positiv resümieren. Der Halbfinaleinzug spülte zusätzliche Gelder in die Kasse und auch der mittlerweile obligatorische Streaming-Dienst wurde ausgebaut. Weniger erfreulich war das ungewohnt magere Zuschauerinteresse in den Play-off-Spielen, von einer ausverkauften Halle war man weit entfernt.
Wichtiger sind jedoch die positiven Signale aus der Wirtschaft, etliche Sponsoren haben bereits ihre Unterstützung verlängert. Bei potenziellen Geldgebern dürfte nach dieser Saison ebenso Interesse geweckt worden sein. Man investiert eben lieber bei einem Halbfinalisten, als bei einem Verein, der nicht ins Play-off gekommen ist. Die Möglichkeit, dass es auch in Zukunft so bleibt, ist jedenfalls gegeben.
Analyse
Die größte Baustelle beim VSV ist die Defensive
Die Villacher Adler können auf eine sportlich und wirtschaftlich erfolgreiche Saison zurückblicken. Goalie JP Lamoureux soll bereits einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben haben.
© Daniel Götzhaber