Tragische Umstände brachten für Österreichs Eishockey eine unverhoffte sportliche Chance. Weil der Weltverband wegen des Ukraine-Krieges bekanntlich Russland und Weißrussland von der A-WM im Mai in Finnland ausschloss, rückte Österreich gemeinsam mit Frankreich wieder in die Elite-Klasse auf und muss nicht bei der B-WM in Ljubljana um den Wiederaufstieg kämpfen. So ist das Turnier – die Gruppenphase für das ÖEHV-Team steigt in Tampere – eine neue Chance mit alten Zielen. "Diese Umstände wünscht man niemandem, aber wir denken an das nicht, denn im Leben bekommt man diese Chancen nicht oft. Wir müssen es genießen, bei der A-WM zu spielen und wollen uns oben etablieren", gibt Kapitän Thomas Raffl die Marschroute vor. Ähnlich sieht es auch Routinier Manuel Ganahl: "Wir können diese Situation ja nicht beeinflussen, so schlimm wie das ist, ist es für uns sportlich eine Chance. So müssen wir das sehen."

Beide Stürmer gehören im Nationalteam schon zu den "alten Eisen" und wissen zugleich um ihre Leader-Rolle. "Wir bemühen uns immer, um eine gute Stimmung. Die meisten Spieler kennen sich ja gut, wir pflegen hier ja auch menschliche Beziehungen. Und wenn Junge dazukommen, werden sie integriert. Wir treten als Team auf und wissen, dass eine Kette nur so stark ist, wie ihr schwächstes Glied", sagt Raffl, der mit den Salzburger Meister-Cracks letzte Woche zum Team stieß. Anders ist das bei Ganahl, der nach dem frühen Aus mit dem KAC schon drei Team-Camps hinter sich hat: "Das schmerzt, wenn du im Klub schnell draußen bist, aber hier gibt es die Möglichkeit, die Saison noch zu verlängern und Erfolg zu haben. Es ist also immer ein lachendes und weinendes Auge dabei", schildert der KAC-Kapitän.

Langsam biegt auch die Vorbereitung auf die Zielgerade ein, heute (19 Uhr) geht es in Wien gegen Schweden, in Ostrava folgen am Wochenende im Zuge des hochklassigen Vorbereitungsturniers noch Duelle mit den Tschechen und Finnen. "Es ist super, gegen solche Gegner noch vor der WM zu spielen. Keiner von uns ist dieses Tempo gewöhnt, aber wir zeigen im Lauf der Vorbereitung, dass wir uns da hinarbeiten können. Wir brauchen nicht glauben, dass jetzt reihenweise Siege feiern, aber Selbstvertrauen bekommst du auch, wenn du zeigst, dass du kompakt bist und phasenweise mitspielen kannst", erklärt Ganahl.

Der Teamkader steht im Großen und Ganzen

Danach geht es noch zu einem Camp samt Test nach Deutschland, ehe in Tampere in einer hochmodernen und frisch eröffneten Arena Schweden, die USA, Tschechien, Norwegen, Lettland, Finnland und Großbritannien warten. "Wir wissen, dass das letzte Spiel das Schlüsselspiel ist, das kann man auch so kommunizieren. Es heißt aber nicht, dass wir die anderen Spiele herschenken wollen. Wenn wir ein perfektes Spiel erwischen, ist gegen Norwegen und Lettland auch etwas möglich", sagt Teamchef Roger Bader, der seinen Kader gefunden hat. "Wir gehen mit neun Verteidigern und 14 Stürmern nach Deutschland, im Grunde steht das WM-Team bis auf Marco Kasper fest. Ewig auf einen möglichen Einsatz von Marco Rossi werden wir nicht warten, noch besteht eine kleine Chance", so Bader.

Damit sich Österreich nicht nur in der Weltrangliste von Platz 17 verbessern, sondern auch länger ein A-WM-Teilnehmer bleiben kann, braucht es mehr gute Österreicher mit viel Spielzeit. "Der Ligavertrag wird bald stehen, wir machen gemeinsame Arbeitsgruppen, wo es um Ausbildung, Legionäre und ein gemeinsames Marketing gehen wird. Wir wollen zusammen ein Produkt vermarkten", so Präsident Klaus Hartmann.

NHL: Raffl in den Play-offs

Während Thomas Raffl Österreich aufs Eis führt, ist sein Bruder Michael in der besten Liga der Welt weiter im Einsatz. Mit seinen Dallas Stars zog der Villacher Stürmer ins Play-off ein.