Ein neuer Trainer kann nur selten Wunder bewirken. Besonders dann, wenn der Wechsel von Vereinsseite eher unfreiwillig erfolgen muss. Schwierig wird es jedoch, falls ein bestehendes Spielsystem vom Coach verändert oder gar komplett umgestellt wird. Seit fünf Pflichtspielen - vier davon in der Bundesliga - ist Peter Pacult nun anstelle des zum LASK abgewanderten Didi Kühbauer jetzt im Amt und das neue Konzept schlägt sich nicht nur in den Resultaten, sondern auch in den damit verbundenen Statistiken aus. Stellt man den Schnitt der wichtigsten jenen im gleichen Zeitraum unter Kühbauer gegenüber machen sich gewisse Unterschiede deutlich bemerkbar.

Tore und Punkte: Die beiden auf dem Papier offensichtlichsten Statistiken, die in der Endabrechnung auch als einzige etwas Zählbares hergeben. Zehn Punkte holte der WAC in den letzten vier Spielen mit Kühbauer auf der Trainerbank, lediglich vier sind es bisher unter Pacult, erzielte dabei auch vier Tore weniger (5:9), obwohl die Gegner vom Niveau her insgesamt als schwächer einzuschätzen waren.

Torabschlüsse: Das Verhältnis von Torschüssen und solchen, die auch tatsächlich den Kasten gefunden haben ist unter Pacult nur marginal gesunken. Dieser Wert wurde durch den Ausreißer nach oben gegen Hartberg, wo der WAC in seiner Verzweiflung gleich 24 meist harmlose Versuche gewagt hatte. Viel aussagekräftiger ist die Anzahl an Torabschlüssen, die auch tatsächlich zum Erfolg führten und hier hat der WAC deutlich nachgelassen, denn lediglich 1,4 landeten im Schnitt auch im Tor. Im selben Zeitraum unter Kühbauer waren es noch drei. Gegen Ladehemmungen bei Stürmern oder Glanzparaden gegnerischer Torhüter kann der Trainer zwar unmittelbar nichts ausrichten, doch es war mit freiem Auge erkennbar, dass die Angriffsbemühungen zu statisch und berechenbar vorgetragen wurden.

Ballbesitz: Es ist wahrscheinlich auch der Spielanlage der jeweiligen Gegner geschuldet, aber unter Pacult hatte der WAC im Schnitt bisher wesentlich mehr Ballbesitz als noch unter Kühbauer. 56 Prozent stehen hier 47 Prozent gegenüber. Der WAC hat somit bei den Spielanteilen deutlich zugelegt, konnte diesen aber in den letzten vier Partien kaum in brauchbare Möglichkeiten ummünzen. Lediglich ein Mittelwert von zwei Großchancen steht hier zu Buche, unter Kühbauer waren es noch vier. Kurios: Trotz des 3:1-Sieges in Graz bei Sturm wird in der offiziellen Statistik nur eine Großchance angegeben. Ein weiterer Beweis, dass in diesem Match auch das Spielglück stets auf Seiten des WAC gewesen war.

Passgenauigkeit: Auch die Präzision im Aufbauspiel der Wolfsberger ist gesunken. Trotz der vielen Querpässe in Überzahl gegen Hartberg steht eine durchschnittliche Genauigkeit von 81% zu Buche. Verglichen mit 83% unter Kühbauer ist der Unterschied zwar nicht eklatant, aber dennoch erkennbar, vor allem wenn man das Spiel gegen Hartberg außer Acht lässt.

Defensive: Die Zweikampfquote ist neben dem Ballbesitz eine weitere Statistik, in welcher Pacult gegenüber Kühbauer die Nase leicht vorne hat (53% zu 51%). Auffallend ist hier jedoch, dass der WAC unter der Führung des Wieners generell viel frequentierter die Duelle mit den Gegenspielern sucht. 37 Mal öfter wurden die Wölfe insgesamt in Zweikämpfe verwickelt. Dass die Defensivleistung nicht unbedingt einen Rückschritt gemacht hat, wird durch die Anzahl an Gegentoren verdeutlicht. Nur eines mehr mussten die Lavanttaler mit Pacult hinnehmen.

Pacult nicht mehr unangefochten

Viele dieser statistischen Gegenüberstellungen beschönigen die Lage etwas, doch rosig ist die Situation beim WAC zurzeit nicht. Der spielerische Glanz ist weitgehend verblasst, die Mannschaft wirkt lethargisch und teilweise unmotiviert, was vermutlich auch am Trainer liegt. Peter Pacult steht nach der dürftigen Vorstellung gegen Hartberg, die man in 45 Minuten Überzahl kaum in Verlegenheit bringen konnte, schon gehörig unter Druck. Auch die Führungsriege dürfte, schenkt man internen Stimmen Gehör, nicht mehr vollends hinter dem 66-jährigen Routinier stehen. Bleiben die zählbaren Erfolge weiterhin aus, ist es nicht ausgeschlossen, dass Pacult in Wolfsberg nicht lange einen Wintermantel brauchen wird.