Die Fußball-Bundesliga erlebt am Sonntag ihr Herzschlagfinale. Sturm Graz nimmt zwei Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Salzburg mit in die letzte Runde. Die Meisterparty der Steirer soll im Heimspiel gegen den Meistergruppenletzten Austria Klagenfurt starten, Salzburg trifft zuhause auf den formstarken LASK. Was für Sturm beziehungsweise Salzburg spricht:
FÜR STURM:
Führung ist Trumpf: Zum insgesamt sechsten Mal seit Einführung der Dreipunkteregel in der Saison 1995/96 wird der Meisterteller im letzten Abdruck vergeben, immer setzte sich die bis dahin führende Mannschaft durch. Sturm verteidigte selbst 1999 und beim bisher letzten Meistertitel 2011 den Vorsprung mit Heimsiegen erfolgreich. Auch 2024 haben die Grazer alles in der eigenen Hand.
Heimspiel: Die Grazer Arena ist seit Wochen restlos ausverkauft. Über 15.000 euphorisierte Fans werden versuchen, ihre Mannschaft über die Ziellinie zu tragen. Neun Siege, vier Remis, zwei Niederlagen lautet die Heimbilanz vor dem Ende eines Erfolgsjahres, das nach dem Cupgewinn im Höhepunkt gipfeln könnte.
Klagenfurt: Gegen die Kärntner Austria hat Sturm heuer zwei Siege und ein Remis bei einem Torverhältnis von 7:0 geholt. Umgekehrt punktete die Pacult-Elf in vier Versuchen in der laufenden Meistergruppe auswärts nur bei Rapid (1:1). Zuletzt verlor der Sechste dreimal in Folge. Außerdem fehlt mit Andy Irving einer der wichtigsten Klagenfurt-Spieler gelbgesperrt.
Standardstärke: Sturms Dosenöffner, wenn es spielerisch weniger gut läuft. Mit 17 erzielten Standardtoren (ohne Elfmeter) ist Sturm die klare Nummer eins der Liga. Mit dem zuletzt gesperrten Jon Gorenc Stankovic - der slowenische Mittelfeldspieler ist Abräumer, Taktgeber und Anführer in Personalunion - kehrt auch diesbezüglich wichtige Kopfballstärke zurück.
LASK: Mit der Formstärke des LASK können die Bullen nicht mithalten. In den jüngsten vier Runden holten die fix drittplatzierten Linzer drei Siege, das 2:2 gegen Sturm zuletzt gab zusätzlichen Rückenwind. Salzburg indes hat zuletzt im März zwei Spiele in Folge gewonnen.
Verletzungen: Während bei Sturm fast alles fit war und ist (Manprit Sarkaria könnte ein Comeback geben), muss Salzburg auch den abschließenden Kraftakt ohne einige Stammkräfte meistern. Stammkeeper Alexander Schlager, Club-Legende Andreas Ulmer, Neo-Kapitän Amar Dedic, Nicolas Capaldo, Maurits Kjaergaard, Brasilo-Stürmer Fernando - die Verletztenliste ist eine lange.
FÜR SALZBURG:
Erfolgs-DNA: Den Sturm-Akteuren war das Wissen um die historische Chance beim 2:2 gegen den LASK anzumerken. Zu früh wurde nach der 2:1-Führung der Verwaltungsmodus eingelegt. Salzburg indes hat im Verzweiflungsmodus beim 5:1 gegen Hartberg neuen Mut getankt. Bringt der auf Erfolg gepolte Abo-Meister seine PS auf den Rasen, ist auch der LASK auf dem Weg zum elften Titel in Folge kein Stolperstein.
Torjäger: Karim Konaté beweist im Saisonfinish wieder Torriecher. Acht seiner 19 Saisontore hat der Torschützenlisten-Führende in den jüngsten fünf Partien erzielt. Im Angriff von Sturm herrscht hingegen Flaute. Mika Biereth, William Böving, Seedy Jatta, Amady Camara und Szymon Wlodarczyk haben in den jüngsten acht Liga-Spielen gemeinsam ein Tor erzielt. Dieses bejubelte Biereth nach schwerem Patzer des Rapid-Goalies.
Kiteishvili-Faktor: Sturms Spielmacher ist gelbgesperrt. Ohne Otar Kiteishvili, der in 25 Spielen 15 Torbeteiligungen geschafft hat, fehlt Sturm nicht nur die kreative Schaltzentrale hinter der Doppelspitze. Die jüngsten drei Treffer gehen allesamt auf das Konto des Georgiers. Bei allen drei Liga-Niederlagen der Grazer stand Kiteishvili nicht auf dem Feld.
Direktes Duell: Die Salzburger haben im direkten Duell gegen Sturm die Nase vorne und werden deshalb bei Punktegleichheit in der Tabelle vorgereiht. Ein Unentschieden gegen Klagenfurt könnte für die Grazer unter Umständen zu wenig sein, weshalb der Vizemeister ebenfalls unter Siegzwang steht.