Helene Klaar gilt als die gefürchtetste Scheidungsanwältin Österreichs. Wie ist sie dazu geworden? "Ich bin nicht streitsüchtig, aber rechthaberisch und wenn ich einen Standpunkt vertrete, dann will ich ihn auch durchsetzen und damit mag ich manchen Gegner überrascht haben, der sich gedacht hat, das Mäderl blas ich weg. Ich lass mich aber nicht wegblasen. Ich bin ein zäher Gegner." 

Die Zahl der Scheidungen ist in Österreich rückläufig, 2021 lag die Quote bei 36,7 Prozent. Doch das liege, so Klaar, nicht an den heute besser und glücklicher geführten Ehen, sondern an der schlechteren ökonomischen Grundvoraussetzung. "Eine Ersatzwohnung zu beschaffen oder auch der Umstand, dass eine Frau, die sich jahrelang um Familie und Kinder gekümmert hat, kaum eine Chance am Arbeitsmarkt hat, trägt dazu bei, dass die Scheidungsrate rückläufig ist. Es sind also nicht die Ehen besser, sondern eine Scheidung bringt immer mehr ökonomische Probleme."

Männer wollen die Scheidung, wenn sie eine andere haben

Männer aber seien in einem Punkt sehr zielsicher, nämlich dann, wenn sie eine neue Partnerin hätten. "Männer lassen sich in der Regel dann scheiden, wenn sie eine andere haben." Bei Frauen sei das hingegen anders. "Bei Frauen ist der Wunsch nach Scheidung oft mit einem sehr großen Leidensdruck in der Ehe verbunden, es geht um fehlende Achtung, Streit, oft auch Alkoholismus oder Gewalt. Und das betrifft alle sozialen Schichten. Auch die wohlhabenden."

Zweites Kind ist Kipppunkt für Ehen

Seit 40 Jahren ist Helene Klaar nun schon als Rechtsanwältin vor allem im Familienrecht tätig und sie sieht das zweite Kind als einen immer wiederkehrenden Faktor für Scheidungen. "Ein zweites Kind in einem kurzen zeitlichen Abstand macht die Lebensqualität der Eltern zunichte." Helfen würde ihrer Meinung nach eine Arbeitszeit-Verkürzung: "Ich werbe unermüdlich für die 30 Stunden Woche, zumindest für Eltern mit Kindern unter 15 Jahren. Weil sich dann alles besser ausgehen würde und ich vertrete die Theorie, dass Ehen dann nicht so oft scheitern würden."