Der Machtkampf in der SPÖ ist seit Dienstag um eine Facette reicher: Am Vorabend der Präsidiumssitzung, in der der genaue Ablauf für die Mitgliederbefragung über den Parteivorsitz geklärt werden soll, spricht in der ORF Primetime ein Wiener Bezirksfunktionär gleich beiden innerparteilichen Konkurrenten - Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und ihrem Herausforderer Hans Peter Doskozil - die Kompetenz ab.

"Die beiden Lager, die jetzt zur Wahl stehen, können es nicht", sagt Nikolaus Kowall, 40, im ORF-Report, wenige Stunden nachdem er bekannt gegeben hat, dass auch er sich um den Parteivorsitz bewerben will. Im Interview mit dem ORF-Report räumt er zwar ein: "Ich war nicht meine erste Wahl." Lieber wären ihm andere, gewichtigere Personen gewesen, doch sie hätten sich alle vor der Verantwortung gedrückt. Als reine Symbolik will er sein Ansinnen aber nicht verstanden wissen: "Ich möchte das gewinnen!"

Zwar ist noch nicht klar, ob Kowall oder andere Kandidaten statutarisch überhaupt zur Wahl zugelassen werden, aber der Wiener ist zuversichtlich: "Meine Hoffnung ist, dass das Präsidium morgen einen klaren Prozess definiert, wie Kandidatinnen und Kandidaten sich bewerben können."

Inhaltlich will er sich als Alternative zu Rendi-Wagner und Doskozil positionieren, wie er an seinem Zugang zur Migrationsfrage veranschaulicht. Pamela Rendi-Wagner und andere hätten sich "darum gedrückt", Rechtspopulisten (zu denen er auch Doskozil zählt), würden ein überzeichnetes Bild der Probleme abgeben. "Es macht keinen Sinn, die Realität, die da ist, ob in Betrieben oder in Kindergärten, als permanenten Kampfzustand zu beschreiben", sagt er. Man müsse Probleme klar benennen, aber die Realität anerkennen. 

Obwohl er ein Außenseiter ist, stellt er sich darauf ein, in den nächsten Wochen Wahlkampf zu machen: "Ich sehe eine Chance, dass ich in eine Stichwahl komme", sagt er: "Viele wollen Rendi-Wagner auf jeden Fall weghaben. Für die bin ich eine Option."