Die Corona-Pandemie hat sich deutlich auf die Integration ausgewirkt und diese erschwert. Zu diesem Schluss kommt der Integrationsbericht 2021, der jedes Jahr vom Expertenrat für Integration erstellt und veröffentlicht wird und den Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) heute präsentierte. Zudem habe sich das Problem der häuslichen Gewalt  in vielen Fällen verschärft.

Die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent. "Das hat natürlich auch Inländer getroffen", erklärt Katharina Pabel, die Vorsitzende des Expertenrates. Ausländische Frauen waren davon aber besonders betroffen, ihre Arbeitslosenquote stieg von 11,8 auf 16,8 Prozent. Gleichzeitig übt ein hoher Anteil der Frauen im Land „systemerhaltende“ Tätigkeiten aus, in dieser Gruppe finden sich besonders viele Migrantinnen.

Pabel: Ausländer kein "billiger Arbeitskräftepool"

"Derzeit können wir aber beobachten, dass sich der Arbeitsmarkt wieder erholt", so Pabel. Der Fokus müsse jetzt auf Qualifikation liegen, entsprechende Bemühungen solle es vor allem im Bereich von Gesundheits- und Pflege berufen geben. Hier müsse man In- und Ausländern entsprechende Angebote machen. Ausländer "dürfen aber nicht als billigen Arbeitskräftepool gesehen werden", mahnt Pabel.

Laut Ministerin Raab müsse es nun gezielte Unterstützung für Migrantinnen und Migranten geben, in den Arbeitsmarkt zu finden. Es gelte nun, diese vor allem in Mangelberufe zu bringen, "bevor man neue ausländische Arbeitskräfte anwirbt". Es brauche hier "mehr Flexibilität und Mobilität". Raab könne es nicht verstehen, dass junge Menschen "nicht nach Tirol oder Vorarlberg gehen, wo es Jobs und Lehrstellen gibt".

Angesprochen auf den SPÖ-Vorschlag, Staatsbürgerschaften leichter zu vergeben, zeigte sich Raab ablehnend. Damit würde man "auf einen Schlag eine halbe Million einbürgern". Die Staatsbürgerschaft sei kein Geschenk, es brauche Leistung auf beiden Seiten.

3,6 Millionen für Gewaltschutz und Frauenförderung

Neben Integrations- und Sprachkursen, die teils nur online stattfinden konnten, sei es in den Communities auch vermehrt zu Gewalt gegen Frauen gekommen. Um dieser entgegenzuwirken, soll es 1,6 Millionen Euro schwere Projekte zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt und zwei Millionen für Maßnahmen zur Stärkung von Frauen mit Migrationshintergrund geben. Dies sei laut Pabel wichtig, weil die Stärkung der Frau die gesamte Familie stärke. Gleiches gelte für Jugendliche, die nun vor allem im Bereich der Bildung gefördert werden müssen.

In den Regionen soll Integration verstärkt über Engagement im Ehrenamt passieren, was in Pandemiezeiten nicht möglich war. Eigene Projekte sollen dazu gestartet werden, da laut Ministerium besonders in diesen Tätigkeiten viel Integrationspotenzial liege.

Jeder Vierte im Land mit Migrationshintergrund

Fast jeder und jede Vierte im Land hatte 2020 laut Bericht einen Migrationshintergrund - das sind 2.137.800 Personen oder 24,4 Prozent. Mit 1.531.300 Personen leben 17,1 Prozent der Gesamtbevölkerung mit einer ausländischer Staatsangehörigkeit in Österreich. Die größte Gruppe machen dabei in Deutschland Geborene aus. Danach folgen Personen aus Bosnien und Herzegowina, der Türkei, Serbien und Rumänien. Die Zahl der Asylanträge ist im Pandemie-Jahr im Vergleich zu 2019 um 14,7 Prozent (1.900 Anträge) gestiegen.

Im vergangenen Jahr hatte 29,6 Prozent aller Kinder in den heimischen Kindergärten eine nichtdeutsche Umgangssprache, in Wien lag dieser Anteil bei 61,6 Prozent. Im europäischen Vergleich liegt Österreich in Sachen zugewanderte Bevölkerung (19,8 Prozent) auf Platz 5, hinter Luxemburg (48,2%), der Schweiz (29,2%), Malta (23,1%) und Zypern (21,6%), aber noch vor Schweden (19,5%) oder Deutschland (18,1%). Rund 90 Prozent der Zugewanderten fühlt sich in Österreich laut Bericht heimisch.