Sie hätten für ihren mutigen Kampf gegen Repression und Einschüchterung eine riesige, feierliche Zeremonie und Ehrung verdient, doch lockdownbedingt kam es anders: Der Styria-Medienkonzern hat am Montag Abend in kleinstem Rahmen und unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen die Anführerinnen der weißrussischen Oppositionsbewegung in Wien mit dem Fritz-Csoklich-Demokratiepreis 2021 ausgezeichnet. Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo nahmen den Preis entgegen. Ihre Mitstreiterin Maria Kolesnikowa konnte nur in Abwesenheit geehrt werden: Sie wurde vom Regime Alexander Lukaschenkos zu elf Jahren Haft verurteilt. „Der Preis versteht sich als Ermutigung an die Demokratiebewegung in dieser für sie so schwierigen und schmerzhaften Zeit“, sagt Kleine-Zeitung-Chefredakteur Hubert Patterer, der gemeinsam mit "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak herzlich gratulierte.
Anerkennende Worte hatte zuvor auch Außenminister Michael Linhart in einem schriftlichen Statement übermittelt: Die drei Frauen stünden "symbolisch für all jene, die unermüdlich die Stimme für Demokratie, Menschenrechte und die Würde jeder und jedes Einzelnen erheben", so Linhart. "Ihr Mut und ihre Entschlossenheit sind eine Inspiration für uns alle und unser gemeinsames Ziel eines unabhängigen, freien, demokratischen und wohlhabenden Weißrusslands".
Alexander Lukaschenko, seit 27 Jahren an der Macht, wird nach offenbar massiven Wahlfälschungen von der EU nicht mehr als Präsident Weißrusslands anerkannt. Swetlana Tichanowskaja war 2020 als Kandidatin gegen Alexander Lukaschenko angetreten, nachdem ihr Mann, der ursprünglich kandidieren wollte, festgenommen wurde; Tichanowskaja führte in der Folge, gemeinsam mit Kolesnikowa und Zepkalo, die Protestmärsche an.
Sie zeigte sich in Wien sehr erfreut über die Unterstützung: "Ich verstehe diesen Preis nicht als Auszeichnung für mich persönlich, sondern als Anerkennung für die Millionen Menschen in Weißrussland, die unsere Demokratie-Bewegung ausmachen", sagte die 39-Jährige. Der Fritz-Csoklich-Preis sei ein Symbol des Respekts und "zeigt, dass ihr mit uns mitfühlt. Das bedeutet uns viel", sagte Swetlana Tichanowskaja. Auch Veronika Zepkalo, die mittlerweile eine Stiftung zur Unterstützung weißrussischer Frauen leitet, bedankte sich herzlich. Die beiden hatten zuvor in Wien an der vom Bundeskanzleramt organisierten Weißrussland-Konferenz teilgenommen.
„Diese Bewegung, dieser Mut entsprechen sehr einem Leitsatz von Fritz Csoklich, die Freiheit beim Wort zu nehmen, sowie seinem Engagement für die Demokratiebewegung in Osteuropa schon vor dem Fall des Eisernen Vorhangs“, erklärt die Jury weiter. Die drei Frauen stehen für die Bewegung, die Machthaber Alexander Lukaschenko Wahlfälschung vorwirft und Neuwahlen unter fairen Bedingungen einfordert.