US-Präsident Joe Biden hat zum Auftakt seines Online-Klimagipfels mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs zu entschiedenem und schnellem Handeln zur Eindämmung der Erderwärmung gemahnt. "Die Zeichen sind unübersehbar. Die Wissenschaft ist nicht zu leugnen. Die Kosten des Nichtstuns werden immer höher", sagte Biden am Donnerstag im Weißen Haus. "Wir müssen uns bewegen. Wir müssen schnell handeln, um diese Herausforderungen zu meistern."

Biden warb dafür, in Klimaschutzmaßnahmen auch die wirtschaftlichen Chancen zu sehen: Die Energiewende, der Ausbau der Elektromobilität und Infrastrukturmaßnahmen böten die Gelegenheit, Millionen gut bezahlte Jobs zu schaffen. "Kein Land kann diese Krise allein lösen", sagte Biden und mahnte zu ehrgeizigeren Zielen bei der Drosselung klimaschädlicher Treibhausgas-Emissionen. "Jeder von uns und besonders diejenigen von uns, die die größten Volkswirtschaften der Welt repräsentieren: Wir müssen uns anstrengen."

Die USA wollen bis zum Ende des Jahrzehnts ihre Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2005 halbieren. Biden bekräftigte sein Ziel, die USA auf den Pfad bringen zu wollen, dass sie spätestens 2050 ihre CO2-Emissionen auf netto null drücken.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres verlangte von den Staats- und Regierungschefs der Welt mehr konkrete Schritte im Kampf gegen die Klimakrise. Nötig sei eine globale Koalition für Treibhausgasneutralität bis Mitte des Jahrhunderts, und beteiligt werden sollte "jedes Land, jede Region, jede Stadt, jedes Unternehmen und jede Branche", sagte Guterres beim virtuellen Klimagipfel des Weißen Hauses.

Die nächsten zehn Jahre müssten zu einem "Jahrzehnt der Transformation" werden, sagte er. Alle Länder müssten sich ehrgeizigere Ziele setzen, unter anderem brauche es Steuern auf den Ausstoß von CO2. Kohle und Öl dürften nicht mehr subventioniert werden und müssten in den Industrieländern bis 2030 auslaufen. "Wir stehen am Rande des Abgrunds. Wir müssen sicherstellen, dass der nächste Schritt in die richtige Richtung geht", so Guterres.

Biden hat 40 Staats- und Regierungschefs zu dem Online-Klimagipfel eingeladen. Das Spitzentreffen soll die Dringlichkeit und den wirtschaftlichen Nutzen von stärkeren Klimaschutzmaßnahmen auf dem Weg zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November in Glasgow unterstreichen. An dem zweitägigen Gipfel nehmen unter anderem der russische Präsident Wladimir Putin, Chinas Staatschef Xi Jinping und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel teil.

Kurz vor Beginn des virtuellen Spitzentreffens hat auch Japan am Donnerstag neue ehrgeizigere Klimaziele angekündigt. Das Land werde bis 2030 seinen Treibhausgas-Ausstoß um 46 Prozent im Vergleich zu 2013 reduzieren, kündigte Premier Yoshihide Suga am Donnerstag an. Das bisherige Ziel lag bei 26 Prozent und wurde seit langem von Klimaschützern kritisiert. Auch die neue US-Regierung übte nach Informationen aus Verhandlungskreisen Druck aus.

Am gestrigen Mittwoch hatten sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments endgültig auf eine Verschärfung des Klimaziels für 2030 geeinigt. Bis dahin sollen die Treibhausgase der Europäischen Union um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 gesenkt werden. Bisher galt ein Ziel von minus 40 Prozent.

Experten sind sich einig, dass sich bis 2030 weltweit viel mehr tun muss, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Denn schon jetzt hat sich die Erde um rund 1,2 Grad erwärmt, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.