Was der abgewählte US-Präsident Donald Trump kann, macht einer seiner größten Fans auf dem alten Kontinent schon lange: Seine Liebe zum vorschnellen Tweet hat Sloweniens Premier Janez Jansa in Anlehnung an Jugoslawiens einstigen Staatslenker Josip Broz Tito den Spitznamen „Marschall Twito“ beschert.

Seinen Landsleuten sind die Twitter-Ausfälle des Rechtsauslegers gegen lästige Journalisten und die vermeintlichen Machenschaften der „Mainstream-Medien“ längst vertraut. Doch seine verfrühten Glückwünsche an den abgewählten Gesinnungsfreund Trump haben Sloweniens ranghöchstem Twitter-Fan nun auch weltweite Schlagzeilen beschert. In seiner Heimat mehrt sich die Sorge, dass der Premier mit seinen unkontrollierten Tweet-Orgien dem Land dauerhaften Schaden bereiten könnte.

Seit in Slowenien Mitte Oktober der Corona-Lockdown verhängt wurde, hat Jansa seine Twitter-Schlagzahl spürbar erhöht: Laut den Erhebungen des Hassreden auf Twitter beobachtenden Blogs „greznica – Klärgrube“ hat Jansa bereits im Oktober seine Monatsproduktion mit 221 Tweets und 2579 Retweets fast verdoppelt. In diesem Monat hat der eifrige Twitter-Nutzer noch einen Zahn zugelegt: Im US-Stimmenstreit und Nachwahlkampf hat Jansa seinen Twitter-Feldzug auf die internationale Arena ausgeweitet.

Schon vor dem US-Urnengang hatte Jansa vor Joe Biden als „einem der schwächsten US-Präsidenten der Geschichte“ gewarnt. Nachdem dessen Berater Michael Carpenter in einer scharfen Replik Jansas „demagogischen Populismus“ geißelte sowie an Korruptionsskandale erinnerte, blockierte ihn der Slowene kurzerhand auf seinem Twitter-Account.

In den USA wurden am Tag nach der Wahl noch die Stimmen gezählt, als im fernen Laibach „Marschall Twito“ erneut flugs zum Handy griff. Es sei „ziemlich klar“, dass Trump gewählt worden sei, gratulierte Jansa seinem Gesinnungsfreund zum vermeintlichen Sieg. International sorgen Jansas undiplomatische Twitter-Eskapaden für ungläubiges Kopfschütteln und amüsiertes Befremden.