Als Mike Johnson im vergangenen Herbst zum Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses gewählt wurde, war der erzkonservative Abgeordnete aus Louisiana nur die vierte Wahl gewesen. In der breiten Öffentlichkeit war der 51-jährige Republikaner damals weitgehend unbekannt.

Dass er es als Nobody ins dritthöchste politische Amt der Vereinigten Staaten geschafft hat, dürfte Johnson auch dem Umstand zu verdanken haben, dass er sich bis zu seiner Wahl noch keine größeren Feinde gemacht hatte. Der Mann mit dem perfekten Scheitel und der sanften Stimme bot wenig Angriffsfläche.

Knapp ein halbes Jahr später hat sich die Situation für Johnson allerdings grundlegend verändert. Seit Monaten muss er sich in einem heiklen Balanceakt darum bemühen, den radikalen rechten Rand seiner Partei nicht zu vergrämen und dennoch Gesetzesvorhaben durch das Repräsentantenhaus zu bringen.

Abstimmung über Hilfspaket

Mit der für heute geplanten Abstimmung über ein 60 Milliarden Dollar schweres Ukraine-Hilfspaket steht der enge Verbündete von Ex-US-Präsident Donald Trump nun vor seiner größten Herausforderung. Ein bereits vom Senat beschlossenes Paket, das neben der Unterstützung für die Ukraine auch Hilfen für Israel und Taiwan vorsah, hatte der Speaker seit Februar nicht auf die Tagesordnung gesetzt, weil er einen Aufstand der republikanischen Hard­liner befürchtete. Nun hofft Johnson, mit der separaten Abstimmung über die einzelnen Länder einen gangbaren Weg gefunden zu haben.

Ob Johnson sich mit dem Votum einen Misstrauensantrag des rechten Flügels einhandelt, wird nicht zuletzt von Trumps Einfluss abhängen. Bisher hatte Johnson, der auch nach dem Kapitol-Sturm gegen die Anerkennung von Joe Bidens Wahlsieg war, nichts gegen den Willen des Ex-Präsidenten unternommen.