Letzte Woche, ich hatte es angekündigt, war ich in Portugal. Ein sehr intensiver Auslandstermin mit Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP): An einem einzigen Tag besuchten wir zwei EU-Agenturen, trafen – hintereinander - vier portugiesische Minister, die Chefin einer großen österreichischen Unternehmensniederlassung, eine steirische Hotelkettenbesitzerin und eine weltberühmte Künstlerin. Eigentlich war auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner mit im Flieger, aber sie reiste in geheimer Verteidigungsmission, deshalb wollen wir das hier auch nicht erwähnen.

Ich machte die Tour nicht von Brüssel aus mit, sondern wie der Rest der Gruppe von Wien aus und deshalb musste ich zuerst von Belgien nach Österreich kommen. Das ergab dann folgende Bilanz: PCR-Test in Brüssel und Onlineformular für die Ausreise samt Ehrenerklärung (weil dienstlich), weiteres Onlineformular für die Einreise in Österreich. Weil bald 72 Stunden vergangen waren ein neuer PCR-Test vor dem Flug nach Lissabon und Ausfüllen des portugiesischen Einreiseformulars. Zwischen diesem Test und der Rückkehr nach Wien dann noch in Portugal ein Antigen-Schnelltest (72 Stunden!) und neuerlich das Einreiseformular für Österreich (online). Für die Weiterreise nach Belgien das belgische Online-Formular und am Montag der damit verbundene verpflichtende PCR-Test. Jetzt bin ich in Teil-Quarantäne (weil sich während meiner Abwesenheit die Bedingungen geändert haben), kann aber am kommenden Montag einen weiteren PCR-Test machen, um mich aus selbiger zu befreien.

Drei Tage darauf geht das alles noch einmal los, da ist dann der EU-Gipfel in Porto.

Man darf sich nicht aufregen. Wir haben eine Pandemie und es muss wirklich alles Mögliche getan werden, um die Gesundheit der Menschen nicht weiter in Gefahr zu bringen. Deswegen ist es auch in Ordnung, wenn jeder Test und jedes Formular auf den Flughäfen penibel kontrolliert wird (an dieser Stelle die Bitte um Verzeihung beim engagierten Bundesheerler in Schwechat, der am Kontrollpunkt nach einer Bestätigung des dienstlichen Charakters unserer kleinen Auslandstour gefragt hat – ich habe wohl die Worte Bundeskanzleramt, Edtstadler und Tanner fallen lassen. Das kam ungeplant überheblich an und als der blass gewordene Uniformierte fragte: „Kommen die jetzt auch noch hier vorbei?“ tat es mir schon wieder leid. Jedenfalls kamen wir unbehelligt durch).

Zurück also in Brüssel zur aktuellen Plenarwoche im EU-Parlament. Hauptthema neben der Ratifizierung des Brexitvertrages (heute früh, ein schallendes Goodbye mit 660 von 697 abgegeben Stimmen) natürlich Corona und der Grüne Pass, der nun endgültig nicht mehr Grüner Pass heißen soll, weil er eben kein Reisedokument ist. Und grün eigentlich auch nicht, das sei ja keine ökologische Veranstaltung, wie es EP-Vizepräsident Othmar Karas heute Vormittag formulierte. Geeinigt hat man sich im Parlament auf „EU Covid-19 Zertifikat“. Eine mögliche Abkürzung wäre also EU-C-19Z, und das klingt ein bissl so wie C3PO oder R2D2 und das hätten sie dann eventuell bei AstraZeneca abgeschaut, deren Impfstoff neuerdings Vaxzevria heißt, was sich ganz sicher auch jeder merken wird.

Die Abgeordneten hatten darüber hinaus aber auch eine gute Idee. Wenn schon so ein Reisezertifikat, dann sollten doch bitte alle Tests für alle Bürger in allen Ländern gratis sein. Schließlich kommt der Impfstoff ja auch gratis daher (also halt von unseren Steuern bezahlt). In Polen etwa sei das Testen für Normalbürger kaum erschwinglich, aus Finnland wurde berichtet, dass ein PCR-Test schlanke 240 Euro kostet. Die Sache mit dem Zertifikat darf ja laut Kommissionsvorgaben ohnehin nicht diskriminierend sein; wenn also Geimpfte nach und nach ins normale Dasein zurückkehren können, warum sollten dann Ungeimpfte – eh schon gestraft genug – dann auch noch die teuren Tests zahlen müssen? Jetzt geht es ja schon wirklich gut voran mit den Vakzinen, rund 130 Millionen Europäer haben zumindest schon einen Shot und täglich werden es Zigtausende mehr – also ist auch das massenhafte Testen mit Ablaufdatum versehen.

Jetzt muss das alles bloß noch technisch hinhauen. Hoffentlich arbeiten da nicht die gleichen Leute dran, die sich schon mit den Tracing-Apps und den einheitlichen Onlineformularen beschäftigt haben.