Dass die Massentests kommen, ist fix. Offen ist, wie "freiwillig" diese Test für bestimmte Berufsgruppen sind und welche Konsequenzen  positive Testergebnisse für die Betroffenen für Konsequenzen haben. Dabei geht es um Wiederholungen von Tests, um Contact Tracing und um Quarantäne. Insbesondere für die Landeshauptleute, die für die Ausrollung zuständig sind, stellen sich noch vieleFragen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) stellte heute klar: Bei flächendeckenden Massentests wird es kein Contact Tracing geben. So hätten das auch die Slowakei und Südtirol gehandhabt, das werde auch in Österreich das "bevorzugte Vorgehen sein", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien. Natürlich wäre es gut, wenn es auch bei den Massentestungen Contact Tracing gebe, es sei aber eine Frage der Bewältigbarkeit.

LH Peter Kaisesr: "Auflagen, die die Freiwilligkeit beschränken, müssen mit Personalvertretern und Gewerkschaft besprochen werden"
LH Peter Kaisesr: "Auflagen, die die Freiwilligkeit beschränken, müssen mit Personalvertretern und Gewerkschaft besprochen werden" © APA/GERT EGGENBERGER

Bei Screenings und bisherigen SARS-CoV-2-Tests werde jedenfalls auch weiterhin auf Kontaktpersonenmanagement gesetzt. Bei positiven Ergebnissen der Massentests werde es auf jeden Fall Nachtestungen geben, sagte der Gesundheitsminister. Ob diese mittels PCR- oder erneutem Antigen-Schnelltests erfolgen sollen, "werden wir im Lauf der nächsten Tage entscheiden", sagte der Gesundheitsminister. Er betonte erneut, dass Schnelltests nur eine Aussage über den jeweiligen Tag liefern.

Sowohl bei den Massentests als auch bei der Covid-19-Impfung sei Freiwilligkeit das Grundprinzip, bekräftigte Anschober. Allerdings sagte er auch, dass es bereits jetzt in bestimmten Bereichen Vorgaben gebe, etwa in Alten- und Pflegeheimen als Alternative zu Tests die Verpflichtung zum Tragen von FFP2-Masken. "Schon jetzt ist in bestimmten Bereichen festgeschrieben, was die Alternative ist", sagte Anschober.

Genesene zum Massentest?

Unklar blieb am Dienstag, wie mit bereits genesenen SARS-CoV-2-Infizierten vorgegangen werden wird. Diese Woche soll geklärt werden, ob sich diese auch bei den Massentests testen lassen sollen. In der Regel gehe man zwar davon aus, dass genesene Personen Antikörper haben, allerdings gebe es welche, wo diese relativ bald abgenommen hätten und "damit eine Infektionsoption entstanden ist", sagte der Gesundheitsminister.

Kritik an Kommunikation

Die Kommunikation rund um die Massentest hat zu Kritik insbesondere auch aus den Ländern geführt. "Riesenprojekte sind immer auch Lernprojekte", sagte Anschober dazu. Am Montag habe man gemerkt, "dass wir noch unterschiedliche Informationsstände haben", berichtete der Gesundheitsminister. Man werde bald in "ein gemeinsames Tun" kommen. "Wichtig ist, dass wir alle an einem Strang ziehen", sagte Anschober. Man sei gerade mitten im Planungsprozess. "Wir konzentrieren uns jetzt ganz stark auf die zwei großen Projekte", sagt Anschober - also Impfung und Massentests.

Nach den Corona-Massentests soll nur ein fallweises Contact Tracing stattfinden, bestätigte auch der Salzburger Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl (ÖVP) im Ö1-"Morgenjournal" am Dienstag nach dem Gespräch der Regierung mit den Landeshauptleuten am Montag. Was die Freiwilligkeit betrifft, so würden gewisse Berufsgruppen wie Lehrer oder Gesundheitspersonal eine "gewisse gezwungene Freiwilligkeit spüren".

Hier solle eine Verpflichtung da sein, zumindest jene, die man sich selber auflegt. Den Auftakt bei den Testungen machen jedenfalls Lehrer am ersten Dezemberwochenende, dann soll die Exekutive folgen.

Positive Fälle kommen Stöckls Aussagen zufolge in Quarantäne. Nach der Online-Konferenz der Landesgesundheitsreferenten am Freitag hieß es zu den Massentests noch, dass die Logistik bis hin zum Contact Tracing ausgebaut werden müsse. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) weiß um die Unsicherheit von Antigen-Tests. "Daher werden wir bei positiven Ergebnissen nachtesten", wiederholte er gestern bei einer Pressekonferenz.

Freiwilligkeit relativ

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) betonte im "Morgenjournal", dass die rechtlichen Grundvoraussetzungen für die Massentests noch geschaffen werden müssten. Zudem habe man einige Tage für die Vorbereitung verloren, da hätte man sich früher zusammensetzen müssen. In Sachen Freiwilligkeit übte Kaiser Kritik: "Ich habe schon gestern herausgehört, das Pädagogen, die den Test nicht wollen, vielleicht FFP2-Schutzmasken tragen müssen" - so etwas gehöre aber mit Betroffenen, Gewerkschaften, Personalvertretungen diskutiert. Wenn man den Begriff Freiwilligkeit verwende, solle dieser auch in vollem Ausmaß gelten.

Zuwenig Personal für Contact Tracing

Für Kaiser werde bei Verzicht auf Contact Tracing jedoch die Strategie zur Eindämmung der Pandemie relativiert. In Kärnten werde man die derzeit 300 Personen um 100 weitere aufstocken.

"Nicht möglich"

Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) verteidigte auch das Ende für das verpflichtende Contact Tracing von Kontaktpersonen Infizierter - bis jetzt immer das Credo bei der Bekämpfung der Pandemie. Gehe man davon aus, dass sich 60 Prozent der Bevölkerung freiwillig testen lassen, würde das rund 300.000 Personen in Salzburg betreffen. Bei geschätzten 1,5 Prozent positiven Tests wären das 3.500 bis 4.000 Infizierte im Bundesland. "Ein vollumfängliches Contact Tracing ist bei dieser Menge nicht mehr möglich." Dennoch seien die Massentests ein effektives Mittel, weil mit einem Schlag sehr viele Infizierte aus der Bevölkerung herausgefiltert werden.

Absonderung

"Gleichzeitig sorgen wir vor, dass die zu erwartenden zusätzlichen Absonderungsbescheide rasch ausgestellt werden können." Salzburg habe hier etwa den Vorteil, seit Kurzem auch rund 400 Gemeindemitarbeiter für das Contact Tracing im Einsatz zu haben. So konnten zuletzt bereits an die 560 positive Fälle und über 1.500 Personen der Kontaktkategorie 1 an die Kommunen delegiert werden. "Die Gemeindebediensteten können die Absonderungsbescheide bereits mündlich aussprechen und die Daten gleich an die Bezirkshauptmannschaften überspielen."

PCR-Tests

Der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) pocht in Sachen Massentests auf eine Änderung der Rechtslage: Denn derzeit dürfe die Gesundheitsbehörde nur nach einem positiven PCR-Test eine Absonderung aussprechen. Das würde in der Praxis bedeuten, dass nach Hunderten positiven Antigen-Tests noch Hunderte PCR-Tests durchgeführt werden müssten, so Stelzer. Hier müsse das Gesundheitsministerium dringend "rechtliche Verlässlichkeit" schaffen.

Es sei klar, dass es sich um eine "Riesen-Aufgabe" handle und noch "riesig viele Fragen zu klären" seien, sagte Stelzer. Für die Abwicklung gebe es "keine Blaupause". Aber die großflächige Testung sei ein Schritt, um einen dritten Lockdown abwenden zu können, hofft er. Man werde versuchen, mit Städte- und Gemeindebund - mit beiden soll es in den kommenden Tagen weitere Gespräche geben - und mit Freiwilligenorganisationen wie etwa der Feuerwehr das Ganze umzusetzen. Ein Antigentest dauere drei bis fünf Minuten - wenn man nur halb Oberösterreich testen wolle, brauche man "Hunderte Teststraßen und Mitarbeiter", rechnete er vor.

Werben um Lehrer

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) wirbt in einem Brief um die Teilnahme der Lehrer an den für 5. und 6. Dezember geplanten Covid-19-Massentests. Das freiwillige Testangebot werde auch von der Lehrergewerkschaft unterstützt, betonte der Minister. Es mache aber "nur Sinn, wenn sich möglichst viele daran beteiligen", hieß es in dem der APA vorliegenden Schreiben. "Ich selbst werde das sicherlich tun."

Der Minister ist "sehr froh, dass den Lehrenden an den Pflicht- und weiterführenden Schulen, dem Verwaltungspersonal sowie den Kolleginnen und Kollegen in den elementarpädagogischen Einrichtungen hohe Priorität zukommt". Das sei "eben auch ein Zeichen der Anerkennung."

Zur Anwendung kämen Antigen-Schnelltests der Firmen Roche und Siemens. Beide Tests würden derzeit von der Wissenschaft sowie der AGES als die verlässlichsten auf dem Markt verfügbaren Instrumente bewertet, so der Minister. Das Testergebnis liegt innerhalb von ca. 15 Minuten nach der Abnahme per Nasen-Rachen-Abstrich vor.