Vieles findet in diesen Tagen erstmals Online statt, so auch die Pressestunde des ORF. Entsprechend leger startete der Gewerkschaftschef, der aus seinem Büro zugeschaltet war, in die Sendung. Er berichtete, dass er um sich selbst keine Angst habe, sich aber "große Sorgen" um sein Umfeld mache. "Ich habe eine 83-jährige Mama. Hallo Mama", begrüßte Wolfgang Katzian seine Mutter. Gedanken mache er sich auch um seine schwangere Schwiegertochter, so Katzian, der im Herbst Großvater wird.

Hauptthema war die Absicherung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Krise.  Katzian erwartet eine heftige Verteilungsdebatte und viele gesellschaftliche Umwälzungen. Und er spricht sich dafür aus, dass die Kosten der Krise dem "Geldbörsel" entsprechend verteilt werden. "Jene mit dem ganz großen Vermögen sollen auch einen ganz großen Beitrag leisten", sagte Katzian in der ORF-Pressestunde.

Hoffen auf ein Umdenken

Er hoffe auf ein "Umdenken in der Gesellschaft" und auf die Erkenntnis, "dass vorher nicht alles so gut gelaufen ist, wie man geglaubt hat". "Ich hoffe sehr, dass sich manche Dinge ändern", so Katzian. Konkret wünscht sich der Gewerkschaftschef, dass die Kritiker des Sozialstaates leiser treten, denn ohne den Sozialstaat wäre die Lage viel dramatischer. Hätte man den "Sozialstaat auf die Müllhalde geworfen" und das Gesundheitswesen so zusammengespart, wie das jahrelang von sogenannten Experten empfohlen worden sei, wäre Österreich heute schlimm dran.

Katzian fordert die Einrichtung eines Krisenüberbrückungsfonds. Angesichts der stark gestiegenen Arbeitslosenzahlen plädiert er für eine Anhebung des Arbeitslosengeldes. Die Nettoersatzrate von 55 Prozent des letzten Einkommens sei zu niedrig. "Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, das Arbeitslosengeld anzuheben, weil die Leute keine Chance haben einen neuen Job zu finden"

Die SPÖ unterstützt die von Katzian in der ORF-„Pressestunde“ erhobene Forderung nach einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes.

„Die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt sind dramatisch. Die Arbeitslosenzahlen explodieren, allein vom 15. bis zum 26. März ist die Arbeitslosigkeit in Österreich um mehr als 170.000 Personen gestiegen. Und AMS-Chef Kopf Johannes Kopf hat davor gewarnt, dass Anfang April eine weitere Kündigungswelle droht“, betonte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner.

Für die SPÖ-Chefin ist daher klar: „Wir dürfen nicht tatenlos zuschauen, wie die Arbeitslosigkeit im Land steigt und steigt und immer mehr Menschen in existenzbedrohende Situationen schlittern. Arbeitslose Menschen und ihre Familien brauchen jetzt eine bessere finanzielle Absicherung, weil es in Zeiten wie diesen sehr schwer ist, wieder Arbeit zu finden." Die von ÖGB-Präsident Katzian geforderte Erhöhung der Nettoersatzrate des Arbeitslosengelds sei ein wichtiger Beitrag, um die betroffenen Menschen zu unterstützen.