Das umstrittene bosnische Aufnahmezentrum Vučjak bei Bihac wird in den kommenden sieben Tagen geschlossen. Das Internetportal "Klix.ba" meldete am Freitag, dass die Schließung wegen des anhaltenden Drucks der internationalen Staatengemeinschaft erfolgen werde. Das Lager wird wegen der dortigen hygienischen und medizinischen Zustände heftig kritisiert.

Rund 800 Flüchtlinge, die sich derzeit in Vučjak befinden, würden bis zur Errichtung eines neuen Aufnahmezentrums in die im Kanton Una-Sana bestehenden Aufnahmezentren - Bira bei Bihac und Miral bei Velika Kladusa - sowie in das Aufnahmezentrum Usivak in Hadzici bei Sarajevo verlegt werden, hieß es ferner.

Der bosnische Sicherheitsminister Dragan Mektic ersuchte unterdessen nach Angaben des Internetportals die Internationale Organisation für Migration (IOM), die von dieser Organisation derzeit betriebenen Aufnahmelager Bira und Miral bis zur Errichtung eines neuen Flüchtlingszentrums weiter zu führen. Zuvor war die Schließung der beiden Aufnahmelager mit rund 2.000 Insassen für den 15. November angekündigt worden.

Verheerende Zustände

Die Stadtverwaltung von Bihac beschloss diese Woche, ein neues Aufnahmezentrum in der Ortschaft Lipa, 22 Kilometer von der Stadt entfernt, zu errichten. Angesichts der verheerenden Zustände im Flüchtlingslager Vučjak hatte auch SPÖ-Europaabgeordnete Bettina Vollath vor einer massiven humanitären Katastrophe gewarnt. "Nur einen Steinwurf von der EU-Außengrenze entfernt, offenbart sich die ganze Dramatik der ungelösten Migrationsfrage. Im Flüchtlingscamp im bosnischen Vučjak befinden sich zurzeit über 2.000 Menschen, es fehlt an der notwendigsten Infrastruktur und das, wo sich der Winter bereits ankündigt.“

Bettina Vollath
Bettina Vollath © Ballguide / Großschedl

Die Abgeordnete, die das Camp Ende September selbst besucht hatte, betonte: “Eine menschenwürdige Versorgung ist dort nicht möglich – das Lager ist eine Schande für die EU und Bosnien.“

Gebaut auf einer Müllhalde

In der Verlegung in ein neues Flüchtlingslager sieht Vollath allerdings keine Alternative: Nach Angaben der Stadtverwaltung Bihać solle 22 Kilometer vom Flüchtlingscamp Vučjak entfernt ein neues Aufnahmezentrum entstehen. "Das Lager in Vučjak steht nicht ohne Grund vor der Schließung. Gebaut auf einer Müllhalde und ohne grundlegende Infrastruktur, befinden sich dort immer noch 2000 Menschen. Beim Camp handelt es sich um nicht weniger als eine Schande für Bosnien und die EU. Die Schließung von Vučjak ist deshalb absolut richtig, denn eine menschenwürdige und winterfeste Unterbringung ist dort schlicht unmöglich. Allerdings dürfte es auch im neuen in Lager in Lipa am Nötigsten fehlen. So werden die Probleme nur in ein anderes Lager verschoben und die Leidtragenden sind dabei wieder einmal die Flüchtlinge".

Ein Ortswechsel allein löse das Problem an den EU-Außengrenzen nicht. "Stattdessen braucht es von europäischer Seite finanzielle Unterstützung für die Region und den politischen Willen, vernünftige Lösungen zu beschließen. Ansonsten bahnt sich auch im neuen Flüchtlingslager eine humanitäre Katastrophe an. Die Menschenrechte müssen auch an der Grenze gelten und die Menschen haben ein Recht auf menschenwürdige Unterbringungen", betont die SPÖ-EU-Abgeordnete. 

"Gegen ihren Willen hingebracht"

Das Camp Vučjak besteht seit 14. Juni 2019. Laut Angaben von Freiwilligen und laut Medienberichten wurden Menschen gegen ihren Willen dort hingebracht. Betroffene berichten zudem von Gewaltanwendungen von Grenzbeamten. "Wir müssen in Europa dafür sorgen, dass auch an den Außengrenzen Menschenrechte gelten und alle Menschen würdevoll behandelt werden", so Vollath.