Bilder einer Geburtstagstorte, eines Wanderausflugs, ein paar lustige, überraschende und weise Zitate von Loriot bis Dalai Lama, dazwischen ein paar Nachrichtenartikel, Werbung für ein Fahrrad, einen Bienenstock oder Messerschleifer, dazu unzählige Beiträge unterschiedlichster politischer Parteien. So sieht die durchschnittliche Timeline von Facebook aus.

Der Begriff stammt aus den Anfängen des sozialen Netzwerkes, als die Beiträge zeitlich gereiht aufgetaucht sind. Davon hat sich Facebook längst verabschiedet. Heute bestimmt ein Algorithmus, was die Nutzer sehen. Er ist das bestgehütete Geheimnis bei Facebook. Aus Beobachtung kann man vieles erraten. Inzwischen sind sogenannte Interaktionen die höchste Währung. Wer Nutzer dazu bewegt, Inhalte zu teilen, zu liken, zu kommentieren oder darauf zu klicken, der wird von Facebook mit Reichweite belohnt.

Fakten gehen unter

Allerdings muss man schon etwas bieten, wenn man Nutzer aus ihrer gemütlichen Couch-Position locken will, damit die am Handy, Tablet oder Laptop auf Facebook eine der genannten Aktionen setzen. Klare, nüchterne und geprüfte Fakten locken heutzutage niemanden hinter dem Ofen hervor. Emotionen und rührselige Geschichten wirken am besten. Und vor allem eine Partei weiß wie keine andere die Emotionen ihrer Facebook-Fans anzusprechen: die FPÖ.

Bis zur Veröffentlichung des Ibiza-Videos war die Seite von H.C. Strache das Sprachrohr der Partei. 794.504 Facebook-Nutzer haben auf „gefällt mir“ geklickt. Und je mehr Interaktionen ein Posting auf dieser Facebook-Seite hat, umso mehr Botschaften der FPÖ werden den Nutzern angezeigt, ohne dafür zu zahlen. Doch die FPÖ hat auch Geld in die Hand genommen – bis 17. Mai 2019. So flossen zwischen März und Mai 18.041 Euro in diesen Facebook-Auftritt. Erreicht werden sollen damit auch Nutzer, die keine FPÖ-Fans sind.

Wie geschickt die Partei dabei vorging, zeigt das Beispiel Muttertag. Strache im Video mit Blumenstrauß wurde an Frauen im Alter zwischen 35 und 64 Jahren ausgespielt. Ein Foto seiner Frau Philippa mit Söhnchen Hendrik erreichte Frauen im Alter zwischen 20 und 35. Und so ein nettes Mama-Baby-Bild zu liken, ist doch politisch wohl wirklich nicht verfänglich, oder?