Zwei Wochen vor den Nationalratswahlen zeichnen sich am Wählermarkt - derzeit - keine dramatischen Entwicklungen mit überraschenden Ausschlägen nach oben oder unten ab. Eine von der Kleinen Zeitung und den Bundesländerzeitungen in Auftrag gegebene „Spectra“-Umfrage bestätigt den Trend, den andere Meinungsforscher auch in den letzten Wochen wahrgenommen haben: Die FPÖ liegt weiter an der ersten Stelle (27 Prozent), dahinter hat sich allerdings die ÖVP mit 24 Prozent (Ende Juli 22 Prozent) im Vergleich zur Spectra-Umfrage von Ende Juli merkbar von der SPÖ mit 21 Prozent (Ende Juli 22 Prozent) abgesetzt.

Neos liegen vor den Grünen

Zudem hat die ÖVP den Abstand zur FPÖ von fünf auf drei Prozentpunkte verringern können. Die Neos liegen vor den Grünen. Um den Einzug in den Nationalrat muss die Bierpartei zittern, die KPÖ scheint keine Chancen zu haben.

„Alles deutet auf Zweikampf hin“

„Jetzt deutet alles auf einen Zweikampf hin“, interpretiert Spectra-Chef Stefan Duttenhöfer die Datenlage.  „Die FPÖ liegt auch in dieser Umfrage  stabil voran und hat gute Aussichten, die Wahl zu gewinnen. Ein Unsicherheitsfaktor könnte aber die tatsächliche Wahlbeteiligung der FPÖ-Sympathisanten sein.“ Denn knapp 20 Prozent der deklarierten FPÖ-Anhänger gaben in der aktuellen Erhebung an, nicht zu wissen, ob sie wirklich zur Wahl gehen werden – ein deutlich schlechterer Wert als bei ÖVP und SPÖ.

SPÖ fällt auf Platz drei zurück

„Die FPÖ muss im Finale noch mobilisieren“, so Duttenhöfer. Berücksichtige man den Faktor der tatsächlichen Wahlabsicht der eigenen Anhänger, sei das Rennen zwischen FPÖ und ÖVP noch enger. Sah es nach der EU-Wahl (FP: 25 Prozent, VP: 24, SP: 23) nach einem Dreikampf zwischen FPÖ, ÖVP und SPÖ aus, so ist die SPÖ in der aktuellen Studie doch zurückgefallen. „Für die SPÖ zeichnet sich der dritte Platz ab.“

Alles andere als optimal

Die vergangenen Wochen sind für SPÖ-Chef Andreas Babler alles andere als optimal verlaufen (Turbulenzen um den Rücktritt des Linzer SP-Bürgermeisters, interne Kritik am SP-Wahlkonzept). Das strategische Kalkül, dass die SPÖ mit einer betont linken Ausrichtung unter Babler viele Stimmen von Grünen, KPÖ etc. holen kann und so Erster wird, scheint nicht aufzugehen. „Diese Hoffnung geben die aktuellen Zahlen nicht her“, sagt Duttenhöfer.

Dreier-Koalition eher mit Neos

Sollten tatsächlich die Ankündigungen, nicht mit der FPÖ zu koalieren, wahrgemacht werden, würde sich derzeit abseits der FPÖ nur eine Dreierkoalition ausgehen. Für Duttenhöfer wäre die Variante ÖVP-SPÖ-Neos die wahrscheinlichste: „Ich glaube nicht, dass die ÖVP noch einmal zu den Grünen tendiert. Wenn ich wetten müsste, würde ich sagen, dass Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger im Jänner 2025 Ministerin ist“.

Wie viel Bewegung ist jetzt noch möglich? Duttenhöfer erkennt in den Daten vor allem ein Phänomen, unter dem kleine Parteien oft zu leiden haben: „Wenn sich Wähler angesichts der Konstellation fragen, wie sie am meisten mit ihrer Stimme bewegen können, dann kommt es oft dazu, dass man zwar eine kleine Partei emotional sympathischer findet, am Ende aber dann doch eine größere Partei ankreuzt.“

Bierpartei muss um Einzug zittern

Dieser Effekt könnte vor allem auch Bierpartei und KPÖ treffen. Beide Parteien könnten Gefahr laufen, dass Sympathisanten am Ende doch einer großen Partei die Stimme geben, weil sie hoffen, damit mehr zu bewirken. Auch bei der Bierpartei, die momentan noch über der Vier-Prozent-Hürde für den Einzug in den Nationalrat liegt, sei daher „denkbar, dass es am Ende doch nicht reicht.“ Bei der KPÖ geht der Spectra-Chef davon aus, dass der Sprung in den Nationalrat nicht gelingen wird. „Die KPÖ ist derzeit noch eher ein Regionalphänomen in der Steiermark und in Salzburg.“