Die Unabhängige Lehrerinnen- und Lehrervertretung steht hinter den vorsichtigen Schulöffnungen, lehnt aber die Begleitumstände ab. "Minister Heinz Faßmann spricht medial von Wechselunterricht, ermöglicht aber Betreuung in den Unterstufen und Unterricht in ganzer Klassenstärke in den Oberstufen. Und tut weiterhin so, als würde das Coronavirus Volks- und Sonderschulen nicht kennen", kritisiert man in einer Aussendung.
Auf Mindestabstände werde wieder verzichtet. Faßmann setze dafür auf ein nicht taugliches Testkonzept: Die sogenannten Nasenbohrtest würden "nicht einmal jede zweite Infektion erkennen" und die international beachtete Schul-'Gurgelstudie', die einen Aufschluss über das reale Infektionsgeschehen an den Schulen gebe, werde bis Ostern ausgesetzt. "Das ist grob fahrlässig und führt geradezu wieder zu Schulschließungen."
"Schule, aber mit Verstand"
Deshalb fordert die Unabhängige Lehrerinnen- und Lehrervertretung ÖLI-UG von Minister Faßmann, sich gegenüber seinen Direktorinnen und Direktoren durchzusetzen und vorzuschreiben, Mindestabstände auch in den Klassenräumen einzuhalten. Das geht, aber nur durch Halbierung der Klassen. Der angekündigte Wechselunterricht in ganzer Klassenstärke sei kein Beitrag zur Pandemiebekämpfung. Da das Ansteckungsrisiko in Innenräumen um ein Vielfaches erhöht ist, müssen volle Klassenräume ausgedünnt werden, fordert die Lehrervertretung.
Man verstehe auch nicht, warum die Schul-"Gurgelstudie" jetzt unterbrochen wird und fordert die Weiterführung dieser Großstudie durch das Team rund um Professor Michael Wagner von der Uni Wien. Die ÖLI-UG schließt sich dabei dem Virologen Christian Drosten an, der dies auch in seinem jüngsten Podcast verlangt.
Wenn man sicheren Unterricht haben wolle, dann müsse man die Prävalenzentwicklung an den Schulen auch nach dem Lockdown verfolgen. "Gerade dieses repräsentative Studiendesign ermöglicht, dass die Wirksamkeit der 'Nasenbohrtests' und der anderen schulischen Schutzmaßnahmen wie Maskentragen bis Ostern überprüft werden kann."
Es müsse doch auch dem Bildungsminister zu denken geben, wenn die Ages bei den "Nasenbohrtest" von einer Sensitivität von gerade einmal 40 Prozent spricht, was bedeutet, dass also nicht einmal jede zweite Infektion erkannt wird. "Bei Kindern, die meist asymptomatisch sind, wird man bei der neuen Variante wohl sogar noch deutlich drunter liegen", befürchtet die Lehrervertretung. "Sicher ist was anderes."