Je höher die Temperaturen, desto tiefer die Debattenkultur. Sie kommt flach daher wie ein niedergeklopftes Schnitzel mit falscher Panier. Es ist rätselhaft, warum sich Karl Nehammer bemüßigt fühlte, auf die Bregenzer Festspielrede des Bundespräsidenten zu replizieren, noch dazu mit einem schmerzhaft vordergründigen, jovialen Du-Video. Es banalisierte den Anlass gleichermaßen wie den eigenen Anspruch an das Amt. Ein Berater-Produkt nah der Peinlichkeitsgrenze. Hier testete ein Regierungschef inmitten der wirtschaftlichen Eintrübung einträgliche Themenfelder für die Wiederwahl aus. Er stilisierte sich als Fürsprecher des Normalen, der "Vielen", der Leibspeise. Er suchte fiebrig die Mitte, den verlorenen Ort, und verlor sich.