Leserbrief zu „Festspiele in Dunkelrot“, 11. 2.

Das politische Erdbeben bei den Wahlen in Salzburg hat eine überraschende Kehrtwende gebracht. Die Wähler(innen), die das Vollkasko-Sorglos-Paket der roten und tiefroten Parteien gewählt haben, sehen eine tolle Zukunft vor sich. Die großen Konzerne sowie die Reichen ordentlich besteuern, maximal 28 bis 32 Stunden arbeiten, sechs bis neun Wochen Urlaub und größtmögliche Förderungen für alle Bereiche des täglichen Lebens.

Die türkis-grüne Regierung hat einen Bauchfleck sondergleichen hingelegt. Permanente Kritik von allen Seiten wurde weder angehört noch sind Verbesserungen eingetreten. Wichtig war seitens der ÖVP, den verurteilten Ex-Kanzler, welcher Österreich mit seinem Leitspruch „Koste es, was es wolle“ in eine noch nie dagewesene Schuldenkrise geführt hatte, zu unterstützen. Für die ÖVP werden die kommenden Wahlen fürchterlich enden. Das Zwischenhoch mit Kurz ist vorbei. Bei so vielen Skandalen wären zehn Jahre Opposition ein Reinigungsprozess. Vielleicht gibt es dann einen ÖVP-Obmann, der wieder das Vertrauen der Bevölkerung erlangt.
Martin Haider, Weißkirchen

Weitere Leserbriefe zum Thema

Zukunftsvision

Die Work-Life-Balance-Generation kann leicht KPÖ wählen, aber nur solange die Baby-Boomer die 40 Stunden und mehr arbeiten und das Land mit Ihrer hohen Steuerlast am Leben erhalten. Ich freue mich schon auf den Tag x, wenn der ganze Wohlstand weg ist und keine Melkkühe mehr in den Topf einzahlen. Welches Geld werden sie dann verteilen, wenn die sogenannten „Reichen“ und Steuerzahler nicht mehr bereit sind, Vollzeit zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen? Dann werden halt alle irgendwann gleich arm sein. Das kann ja nicht die Zukunftsvision der Mehrheitsbevölkerung sein!
Gabi Zieger, Graz

Lebenslüge

In einer deutschen Fernsehsendung sehe ich zwei junge Frauen diskutieren und habe dann plötzlich das Gefühl, in einer Satire-Sendung zu sein. Eine der Frauen will uns das Arbeiten abgewöhnen. Wir brauchen die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und perspektivisch die 20-Stunden-Woche, ebenfalls bei vollem Lohnausgleich. Und damit sich nicht so viele Leute plagen müssen, soll das Bürgergeld verdoppelt werden.

Warum führt uns das Fernsehen solche Menschen vor? Damit wir denken, die jungen Leute sind alle stinkfaul? Ich bin sicher, das stimmt nicht! Was aber stimmt: Heute sind die Faulen die Lauten. Das war früher anders, da hat man die Fleißigen gehört und die Faulen haben sich weggeduckt. Arbeit mache krank, jammerten beide Damen, warum solle man arbeiten, die Welt sei doch sowieso kaputt. Ja, es ist viel durcheinandergeraten. Sind die, die viel arbeiten, viel leisten und Karriere machen wollen, wirklich die Dummen? Sollten die, die Spaß an der Arbeit haben, dringend zum Psychiater?

Das ist eine Lebenslüge: So wenig wie möglich arbeiten und so viel wie möglich abkassieren. Der Wohlstand, den unsere Eltern und Großeltern nach dem Krieg mühsam erarbeitet haben, ist mit Teilzeit nicht zu halten. Es ist höchste Zeit, dass in Österreich wieder die Fleißigen zu hören und zu sehen sind.
Wilfried Pichler, Möllbrücke

Ohrfeige

Es amüsiert mich, wenn Konservative sich in Alarmismus vor der roten Gefahr winden. Wenn man die Wahlen in Graz und Salzburg analysiert, muss man zum Schluss kommen, dass ein beträchtlicher Teil von ÖVP-Wählern KPÖ-KandidatInnen gewählt hat. Diese Menschen haben sicher nichts mit Kommunismus oder Weltrevolution im Sinn, aber wenn das Führungspersonal der eigenen Partei nur noch aus Absahnern zu bestehen scheint, ist selbst ein Kommunist mit Integrität die einzig wählbare Alternative. Das ist und war nicht Naivität. Die Ergebnisse von Graz und Salzburg waren eine gut begründete Ohrfeige für die ÖVP. Dass die Proteststimmen nicht zur FPÖ gewandert sind, lässt mich ein wenig weniger pessimistisch in die Zukunft blicken.
Harald Schallerl, Preßguts