Schrill und ausgefallen zeigten sich die kreativen Schöpfungen der Designer auf den Modewochen in New York und London. Im Gegensatz dazu regierte in den vergangenen Tagen in Mailand auf den Laufstegen zeitlose Eleganz mit einigen bewusst gesetzten Farbakzenten.

Besonders auffällig: Anstatt extravaganter, ausladender Designs setzte die Riege der Luxusbrands merklich auf reduzierte und legere Schnitte, die auch abseits des Laufstegs funktionieren. Marken wie Gucci, Armani, Prada und Etro ließen sich für diese Herbst- und Wintersaison weniger auf unkonventionelle Experimente ein, sondern versuchten sich auf die Wurzeln der jeweiligen Markenidentität zu fokussieren. Das Resultat – eine Modewoche voller subtiler und dennoch klassisch italienischer Appelle hinsichtlich der Rückkehr zum Wesentlichen.

Monochromes Farbfest

Um aufzufallen, braucht es weder extravagante Muster, noch einen Mix einer Vielzahl an Farben, zumindest wenn der italienischen Modebranche Glauben geschenkt werden darf. Sowohl Luisa Spagnoli als auch Fendi spielten mit den Möglichkeiten monochromer Looks und zeigten auf dem Laufsteg, dass ein Ton nicht mit Eintönigkeit gleichzusetzen ist.

Noch etwas weiter trieb das reduzierte Farbenspiel die Brand Max Mara. Anstelle von "Fifty Shades of Grey" stellte das Label "Fifty Shades of Beige" vor und hüllte die Models in Looks aus verschiedensten Creme-, Beige- und Kameltönen. Lange Mäntel, Cape-Kleider, Kurzmäntel und lange Röcke in Kombination mit schwarzen Shirts in Lederoptik entsprechen dem derzeitigen Modezeitgeist, der sich bewusst auf Basics reduziert. In ähnlichem Terrain bewegt sich Prada, minimalistische Looks peppt das italienische Label mit ausladenden, fließenden Röcken voller liebevoller floraler und geraffter Details auf.

Legeres Gucci

Mit Spannung erwartet wurde unter anderem die Gucci-Show, die erste nach dem Abgang des ehemaligen Kreativdirektors Alessandro Michele, der von Sabato de Sarno abgelöst wurde. Zwar soll der Neue im Gucci-Universum erst im September seine erste Kollektion für das Label präsentieren, doch bereits jetzt ist zu erkennen, dass die Zeichen für das Luxuslabel auf Veränderung stehen. Die Portion unkonventioneller Extravaganz, mit der Michele seine früheren Kollektionen überzuckert hatte, wurde stark reduziert.

Stattdessen zeigt sich die neue Kollektion nun sichtbar minimalistischer und konservativer, Blazer, Kragen, Strickpullover und übergroße Westen reihten sich neben Spitze und transparente Paillettenoberteile. Ein Spritzer Pink durfte dennoch nicht fehlen. Wohin de Sarno die geschichtsträchtige Marke, die sich wieder ihrer traditionelleren Wurzeln besinnt, führen wird, gilt abzuwarten.

Blazer in allen Farben und Größen

Business ist im Trend – zumindest auf der Mailänder Modewoche. Wohin das Auge reicht, Blazer sind von den einzelnen Laufstegen nicht wegzudenken. Federdetails, übergroße Schnitte, Samt und Seide – die Möglichkeiten präsentieren sich als schier endlos und auch die Street-Style-Trends zeigen, dass Business-Chic im Alltag wieder seinen fixen Platz gefunden hat.

Karierter Blazer am Moschino-Laufsteg
Karierter Blazer am Moschino-Laufsteg © (c) IMAGO/Sipa USA (IMAGO/Jonas Gustavsson)

Mehr Transparenz

Ein Trend, den sich Mailand mit dem Rest der Modemetropolen teilt, ist die Bewegung hin zu transparenten Stoffen. Oberteile in sogenannter "See-through-Optik" dominieren sowohl Laufstege als auch Straße, das Label Etro macht es auf schicke und gekonnte Weise vor.