Sie ist bekannt als die Insel, die das ganze Jahr über blüht. Zigtausende Touristen reisen jedes Jahr im Mai einzig und allein für das Blumenfest auf der „Insel des ewigen Frühlings“ an. Nicht ohne Grund, denn mehrere Tausend verschiedene Pflanzenarten sind hier beheimatet, viele davon nirgendwo anders auf der Welt zu finden, wie etwa seltene Orchideenarten. Und trotzdem verkörpert das zu Portugal zählende Madeira, das mitten im Atlantischen Ozean aus den Tiefen des Meeres ragt, so viel mehr. Zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter.

Verzaubernd und einzigartig

Wenn man in der Hauptstadt Funchal nahe des Forte de São Tiago, einer historischen Befestigungsanlage in der Altstadt, am Meer sitzt, merkt man ganz schnell, dass es sich hier um einen einzigartigen Ort handelt. Der Trubel der Stadt ist vergessen, die Sonne scheint verlegen durch die Wolkenschicht, die die höheren Teile Madeiras im Herbst nahezu immer bedeckt, und die sanfte Brise des Windes gemeinsam mit dem Meeresrauschen wirken verzaubernd.

Etwa 1000 Kilometer südlich von Lissabon und 700 Kilometer westlich der marokkanischen Küste bieten die steil ins Meer abfallenden Klippen und die hellen Häuser dort, die nahe des Ufers ganz dicht, höher gelegen immer verstreuter stehen, einen unvergleichbaren Ausblick.

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Historischer Urlaubsort

Kein Wunder, dass Madeira schon seit Jahrhunderten ein beliebter Urlaubsort ist – sogar die österreichische Kaiserin Sisi sowie der britische Premierminister Winston Churchill zogen sich auf die portugiesische Insel zurück, um ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun und sich von den Herausforderungen, die es in Europa zu meistern galt, zu erholen.

Die Landschaft Madeiras hat Churchill 1950 sogar in einem Bild verewigt, das die malerische Schönheit des Fischereihafens von Câmara de Lobos einfängt. Der Aussichtspunkt, an dem das Bild entstand, ist heute noch als „Churchill‘s Place“ bekannt. Ganz in der Nähe liegt das „Cabo Girão“. Höhenangst sollte man dort nicht haben, wird einem dort doch in 580 Metern Höhe ein wunderbarer Ausblick vom höchsten Kap Europas geboten.

Wie schnell sich das Wetter auf der Insel ändern kann, verdeutlicht sich bei einer Autofahrt. Man startet bei sonnigem Wetter, das perfekt zum Baden ist, und findet sich zehn Minuten später in einer dichten Nebelschicht, die nur wenige Meter an Umgebung freigibt. Der Grund dieser schnellen Wechsel ist Madeiras Mikroklima – von Nebel über Kälte und Wind bis hin zu strahlendem Sonnenschein ist alles möglich. Die Einheimischen sind daran gewöhnt, wenn man allerdings Urlaub auf der Insel machen möchte, sollte man sich schon beim Koffer packen Gedanken darüber machen, welche Kleidung man mitnimmt.

Auch die Fauna scheint sich schlagartig zu verändern, wenn man vom Meeresufer ins Landesinnere fährt. Die vielen, dicht aneinander gereihten Bäume machen dem Namen ihrer Insel, der übersetzt „Holz“ bedeutet, alle Ehre. Bei der Entdeckung Madeiras durch portugiesische Seefahrer im Jahr 1419 waren große Teile der Insel mit Wald bedeckt. Der rund 20 Millionen alte Lorbeerwald, der UNESCO-Weltkulturerbe ist, ist ein sehr beliebtes Wandergebiet.

Die höchsten Gipfel Madeiras, wie der Pico Ruivo (1862 Meter) oder der Pico Arieiro (1818 Meter) bieten atemberaubende Ausblicke. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass eine sehr beliebte Wanderroute zum Pico Ruivo seit August 2024 nach Waldbränden gesperrt ist. Dennoch ist der Gipfel gut erreichbar.

Poncha und Madeira Wein

Als Madeira immer dichter von Portugiesen besiedelt wurde, wuchs auch der Handel. Zum einen war Zuckerrohr extrem wichtig, besonders im 16. Jahrhundert gehörte Madeira weltweit zu den wichtigsten Herstellern des „Weißen Goldes“. Das Nationalgetränk der Madeirenser ist nicht umsonst „Poncha“ – eine Mischung aus weißem Rum, Honig und Zitronensaft, wie die Madeirensin Maria Da Graça Gonçalves Andrade betont, die als Reiseführerin seit vielen Jahren Gästen ihre Heimat zeigt.

Stolz sind die Insulaner auch auf ihren einzigartigen „Madeira Wein“ mit seinem ungewöhnlich süß-üppigen Geschmack und der goldbraunen Farbe. Die verschiedenen Sorten, die von sehr süß bis trocken schmecken, werden sowohl als Aperitif oder zum Dessert getrunken. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich, und so sind sich sogar die Einheimischen uneinig darüber, ob ihnen der Wein schmeckt oder nicht. Trotzdem: Zu einem typisch madeirensischen Abendessen gehört Madeira Wein. Da sind sich alle einig.

Schwere Handarbeit

Gemeinsam mit den Bananen zählt der Wein übrigens zu den wichtigsten Exportprodukten Madeiras. Im Vorjahr wurden etwa 25.000 Tonnen Bananen exportiert. Im Bananenmuseum von Madeira „BAM“ erzählt Mitarbeiterin Erica Vieira, dass bereits ihre Eltern von der Bananenproduktion lebten. „Es wird alles per Hand gemacht, es gibt keine Maschinen. Es ist wirklich sehr schwere Arbeit“, betont sie. Die Ernte reicht aber nicht aus, um ins Ausland zu exportieren, alle Bananen aus Madeira werden ans portugiesische Festland geliefert.

Eines ist nach einem Madeira-Urlaub ganz klar: Die portugiesische Insel behält man sich im Herzen. Die spannende Geschichte, die einzigartige Kulinarik und die unbeschreibliche Landschaft sprechen für sich. Das wissen auch die Madeirenser. Auch wenn es sie oft jahrelang selbst ins Ausland zieht, kommen viele von ihnen wieder zurück, weil sie sich nach ihrer Heimat sehnen. Und: „Wer hier stirbt, stirbt im Paradies,“ sind sie felsenfest überzeugt.