Der Schmäh rennt, betritt man das Reich der grauen Eminenz unter den Zitratmagnaten. Gemeinsam mit dem sardischen Koch Marco Serri besuche ich den Zitrusgarten von Michael Ceron in Faak am See. Die beiden sind beinahe Nachbarn. Dementsprechend folgt eine Wuchtel auf die andere. Was einem gleich positiv auffällt: Hier wird viel gelacht. Das tut sehr gut! Gerade in wackeligen Zeiten wie diesen.
Und es verwundert kaum: Denn könnte man Glück riechen, dann wäre es wohl eine Zitrusnote. Dass legen zumindest auch wissenschaftliche Studien nahe, die den Effekt von Gerüchen auf das Gemüt erforschen. Der frische Duft hebt die Stimmung nachweislich. Ceron muss also wahrscheinlich einer der glücklichsten Menschen Österreichs sein.
Seit 1995 beschäftigt er sich intensiv mit Zitruspflanzen. Auf Chemie und Plastik verzichtet er dabei komplett. Die Bäumchen im Topf haben Bio-Qualität. Alles wird verwendet, nichts von den edlen Schätzen verschwendet. Immer wieder holen sich Köche bei ihm Inspirationen für neue Gerichte. Schließlich wartet Ceron in seinem 3000 Quadratmeter großen Garten mit mehr als 300 verschiedenen Sorten auf.

„Was hast du denn für die Kleine Zeitung gekocht?“, feixt Ceron in Richtung Marco Serri. „Fischfilet mit Kürbis und Kaiserzitrone “, erwidert Serri. „Kürbis und Zitrone? Wie soll denn das schmecken?“, versucht Ceron den Italiener aus der Reserve zu locken. Doch der weiß genau: Das harmoniert perfekt.

Natürlich. Serri stammt aus Sardinien. Der erfahrene Koch ist nach Stationen in ganz Europa und Asien in Kärnten sesshaft geworden und betreibt in der Nähe des Faaker Sees das beliebte Restaurant „Terra Sarda“. Gekocht werden die Spezialitäten seiner Heimat wie der bereits angesprochene Fisch. Ein Wolfsbarsch. Herrlich kombiniert mit einem Kürbispüree und einer Kaiserzitrone.

Oder die sardische Spezialität Sa Pompia intrea. So bezeichnet man die ganze kandierte Frucht. Sie wird in Wasser und Honig auf kleiner Flamme zwischen zwei und drei Stunden geköchelt. Unglaublich saftig und das Gelee aus Fruchtsaft und Honig hat einfach einen ganz besonderen zitronig, grapefruitig, also bittersüßen Geschmack.

Und da wären wir bei der wichtigsten Lektion des heutigen Tages: Geschmack. „Zitronen, die man im Supermarkt kaufen kann, sind alle sauer, haben nicht einmal einen Namen und sind auch noch vergiftet.“ Dreht sich das Thema um 08/15-Säurekugeln, die netzweise in Einkaufstempeln herumliegen, hört sich der Spaß bei Michael Ceron nämlich auf. „Das ist unsere aktuelle Zitronenkultur. Traurig! Jede meiner Zitronen kann man wie einen Apfel essen. Da bleibt nichts übrig.“ Der Groll währt jedoch nicht lange. Warum auch? Gehört ihm doch ein lebendes Zitronenmuseum.