Mittlerweile weiß man, dass schwere Covid-19-Verläufe bei Kindern zwar vorkommen, aber selten sind. Was vielen Medizinern und Eltern mehr Sorgen bereitet ist Pims. Dieses Syndrom betrifft Kinder und Jugendliche. Bei Pims (auch: Misc) kommt es einige Wochen nach einer Covid-19-Infektion zu einerüberschießenden Immunreaktion im Körper des jungen Menschen.

Was bisher klar ist, ist, dass der Körper auf die ursprüngliche Infektion reagiert. Zum Beispiel werden Antikörper gebildet. Kinderinfektiologe Volker Strenger erklärt: „Immunität ist eine komplexe Sache. Die Erreger werden bekämpft. Es gibt verschiedene Faktoren, die das abschwächen und verstärken. Wenn im Verlauf dieses Prozesses das Gleichgewicht verloren geht, kann es zu einer überschießenden Reaktion des Immunsystems kommen.“

Unbehandelt kann das Schaden im ganzen Körper anrichten. Das Kardinalsymptom ist hohes Fieber. Außerdem sind im Blut erhöhte Entzündungsmarker zu sehen. Auch Bauchschmerzen, allgemeines Unwohlsein sowie Kopf- und Gliederschmerzen kommen häufig vor. „Von Pims spricht man allerdings erst, wenn mindestens zwei Organe betroffen sind“, so Strenger.

Bei milden Verläufen 

Durch frühe Diagnose und Behandlung kann das häufig vermieden werden. Pims tritt häufiger bei jenen Kindern und Jugendlichen auf, die zuvor nur sehr mild oder sogar unbemerkt an Covid-19 erkrankt waren. Ein Risikofaktor scheint außerdem Übergewicht zu sein.

Da derzeit wieder mehr Menschen im Allgemeinen ­– und dadurch auch Kinder – sich mit dem Virus infizieren, kommt auch Pims häufiger vor. So verkündete Mikrobiologen Michael Wagner von der Uni Wien am 29.12. auf Twitter, dass es „in einer großen österreichischen Kinderklinik“ innerhalb der letzten sieben Tage fünf Kinder wegen Pims stationär aufgenommen werden mussten. Für den Experten „ein wichtiger Grund, seine Kinder impfen zu lassen.“

Studie aus Frankreich

Doch kann die Covidimpfung Pims tatsächlich verhindern? Eine frisch veröffentlichte Studie aus Frankreich gibt Antworten. Dabei wurden sich die in Frankreich zwischen 1. September und 31. Oktober gemeldeten Pimsfälle genauer angesehen und Berechnungen durchgeführt. In diesem Zeitraum gab es 107 Pimsmeldungen. Dabei zeigte sich, dass die Impfung einen Schutz vor dem Syndrom bietet.

Schon nach der ersten Dosis machen sich die Effekte der Impfung bemerkbar. 14 Tage nach dem ersten Stich kommen auf 26 Fälle von Pims bei ungeimpften Kindern nur sieben Pimsfälle bei den Erstgeimpften. Mit der Zeit steigt die Wirkung noch an: 42 Tage nach der ersten Impfung kamen auf 31 Fälle bei ungeimpften Kindern nur zwei Pimsfälle bei Kindern, die bereits einmalig geimpft waren.

Und noch viel wichtiger: Bei doppelt geimpften Kindern zeigte sich im Rahmen der Untersuchung kein einziger Fall von Pims. Damit wird ein wichtiger Hinweis darauf geliefert, dass Kindern durch die Impfung nicht nur ein Schutz vor einer Infektion geboten wird, sondern auch eine überschießende Immunreaktion verhindern kann.