Der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson kann in der EU nach Prüfung der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) uneingeschränkt verwendet werden. Der Wirkstoff könne in sehr seltenen Fällen Blutgerinnsel auslösen, teilte die EMA am Dienstag in Amsterdam mit. Der US-Hersteller will die Markteinführung seines Corona-Impfstoffes in Europa nun fortsetzen. Das gab das Unternehmen nach der EMA-Stellungnahme bekannt.

Ähnlich wie bei AstraZeneca

Die Experten des Sicherheitsausschusses der EMA prüften diese Fälle in einem beschleunigten Verfahren. Die Behörde hatte aber betont, dass die Vakzine des US-Herstellers uneingeschränkt eingesetzt werden können. Auch beim Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers AstraZeneca kommt es in sehr seltenen Fällen zu Hirnvenenthrombosen. Die Fälle seien bei beiden Impfstoffen sehr ähnlich, heißt es. Wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen hat Johnson & Johnson die Auslieferung seines Corona-Impfstoffs in Europa verschoben. In der EU war die Lieferung des Impfstoffs erst in der vergangenen Woche angelaufen. Zahlreiche EU-Staaten folgten der Empfehlung des Herstellers, vor der Nutzung zunächst das Gutachten der Experten abzuwarten.

Auch im Fall des AstraZeneca-Präparates hatte die EMA an ihrer Bewertung festgehalten, dass der Impfstoff sicher sei. Die Blutgerinnsel waren bei etwa einer Person von 100.000 aufgetreten. Doch einige Staaten entschieden sich dafür, nur noch Personen über 60 Jahre mit AstraZeneca zu impfen. Österreich hat weiterhin dieses Vakzin ohne Einschränkungen verimpft. Allerdings wurde hierzulande der Johnson & Johnson-Impfstoff noch nicht eingesetzt. 16.800 Dosen, die in der Vorwoche eingetroffen sind, liegen noch beim Großhandel und wurden bisher nicht an die Impfstellen ausgeliefert.

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Das Vakzin des US-Herstellers, von dem eine Dosis zur Vollimmunisierung ausreicht, sei kein "dominanter Teil des österreichischen Impfplans", sagte Kollaritsch. Die in den USA beobachteten Nebenwirkungen nach einer Impfung wären äußerst selten aufgetreten, betonte der Experte. Es handle sich um "sechs Fälle von außergewöhnlichen thromboembolischen Ereignissen auf 6,8 Millionen verimpfte Dosen".

Gemeinsamkeiten 

Die seltenen schweren Nebenwirkungen nach der Impfung mit den Präparaten von AstraZeneca und Johnson & Johnson hängen deutschen Experten zufolge vermutlich mit dem speziellen Typ dieser Impfstoffe zusammen. "Die Tatsache, dass beide Impfstoffe auf dem gleichen Prinzip beruhen und die gleichen Probleme verursachen, spricht meines Erachtens eher dafür, dass der Vektor selbst die Ursache ist", sagte Johannes Oldenburg vom Universitätsklinikum Bonn. Allerdings sei das zum gegenwärtigen Zeitpunkt spekulativ.

In den USA sind seit der Zulassung des Johnson & Johnson-Vakzins Ende Februar bei mehr als 6,8 Millionen Verimpfungen im Anschluss sechs Fälle von Hirnvenenthrombosen erfasst worden. In drei Fällen kam es zusätzlich zu einer Thrombozytopenie, also einem Mangel an Blutplättchen. In den Präparaten von Johnson & Johnson und AstraZeneca wird ein an sich harmloses Adenovirus als sogenannter Vektor genutzt, um Erbinformationen des Coronavirus in den Körper zu schleusen. Es sei theoretisch auch denkbar, dass das Spike-Protein des Virus, das in allen verfügbaren Impfstoffen dem Immunsystem zur Bildung von Abwehrstoffen präsentiert wird, die Nebenwirkungen verursacht, erklärte Oldenburg. Ebenso sei es grundsätzlich möglich, dass die Nebenwirkungen unspezifisch im Rahmen der allgemeinen Immunantwort ausgelöst würden.

So geht es in Österreich weiter

Ob und inwieweit Johnson & Johnson bei einer Freigabe in Österreich im Kampf gegen die Corona-Pandemie eingesetzt wird, entscheidet das Nationale Impfgremium. "Bei der Entscheidungsfindung wird sich das ExpertInnengremium an den europäischen Vorgaben der EMA orientieren", bekräftigte das Gesundheitsministerium.

Johnson & Johnson hat der EU die Lieferung von 200 Millionen Impfdosen im Jahr 2021 vertraglich zugesagt. Janssen Austria - die Österreich-Niederlassung von Janssen, der pharmazeutischen Unternehmenssparte von Johnson & Johnson - wies am Dienstag in einer Presseaussendung darauf hin, die Sicherheit und das Wohlbefinden der Geimpften habe "oberste Priorität". Folglich unterstütze man die Prüfung möglicher, seltener Nebenwirkungen, um in diesen Fällen eine korrekte Diagnose, angemessene Behandlung und beschleunigte Berichterstattung sicherzustellen. Man glaube weiterhin "an das positive Nutzen-Risiko-Profil unseres Impfstoffs", werde mit medizinischen Experten und globalen Gesundheitsbehörden kooperieren und darauf hinarbeiten, die Impfungen zur Beendigung der globalen Pandemie fortsetzen zu können.

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