Die Affäre um Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt hat für den Medienkonzern Axel Springer in den USA ein juristisches Nachspiel. Eine ehemalige Mitarbeiterin der Boulevardzeitung "Bild" reichte im August vor einem Gericht in Los Angeles eine Zivilklage gegen das Unternehmen ein, wie aus der Gerichtswebsite hervorgeht. Möglich ist das, weil sie für den Verlag auch in den USA gearbeitet hat.

In Los Angeles ist nun ein Anhörungstermin im Dezember genannt. Zuerst hatten das Medienmagazin "Medieninsider" und danach die "Zeit" berichtet. Zu den Anklagepunkten zählt unter anderem sexuelle Belästigung. Ein Sprecher von Axel Springer teilte am Dienstag auf Anfrage mit: "Wir prüfen die Klage und werden zu gegebenem Zeitpunkt dazu Stellung nehmen." Der "Bild"-Chefredakteur musste im Oktober 2021 gehen, Hintergrund waren Vorwürfe des Machtmissbrauchs in Verbindung mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen.

Verbindung zu Ex-Kanzler Kurz

Springer hatte im Frühjahr 2021 ein internes Verfahren gegen Reichelt zur Überprüfung der Vorwürfe angestoßen und war dabei zum Schluss gekommen, ihm eine zweite Chance zu geben. Ein Medienbericht der "New York Times" griff den Fall im Oktober 2021 erneut auf, parallel dazu hatte es Presserecherchen eines Investigativteams der Mediengruppe Ippen gegeben. Springer zog dann einen Schlussstrich und entband Reichelt von seinen Aufgaben. Der Journalist selbst sprach später von einer "Schmutzkampagne" gegen ihn.

Überraschend scheint es in der Affäre indes auch eine Verbindung zum abgetretenen österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz zu geben. Laut "Krone" habe Reichelt die Privatnummer der Klägerin nach einem Treffen bei den Salzburger Festspielen 2018 an den damaligen Kanzler weitergegeben – "zum Spaß". Die Klägerin wertet das als Bruch der Privatsphäre. Der "Krone" sagte Kurz mittlerweile, er kenne die Klägerin nicht und habe sie auch nie angerufen. Es sei ihm auch "egal, ob mir angeblich irgendjemand eine Nummer gegeben haben soll", zitiert die Website den Ex-Politiker.