
Der österreichische Universalkünstler Arik Brauer starb am Sonntagabend im Beisein seiner Familie im Alter von 92 Jahren. Seine letzten Worte waren laut seiner Familie: "Ich war so glücklich mit meiner Frau, mit meiner Familie, mit meiner Kunst und meinem Wienerwald. Aber es gibt eine Zeit, da lebt man, und es gibt zwei Ewigkeiten da existiert man nicht."
"Ich male einfach gern, ich kann nicht anders", hatte der Maler, Grafiker, Bühnenbildner und Sänger Arik Brauer noch vor zwei Jahren gesagt, als man ihn nach seinem Pensum gefragt hatte. Sofern er nicht gestört werde, wie etwa durch ein Interview, sei er in seinem Atelier in seiner Villa in Wien-Währing am Arbeiten.
Morgenpost von Hubert Patterer
Arik Brauer wurde am 4. Jänner 1929 in Wien als Erich Brauer in eine russisch-jüdische Handwerkerfamilie geboren. Der Nationalsozialismus beendete seine Kindheit im Wien der 30er-Jahre, über die er in seinem auch vom Fernsehen ausgestrahlten Soloprogramm "A Gaude war's in Ottakring" berichtete. Brauers Vater war in einem Konzentrationslager verstorben, er selbst überlebte in einem Versteck.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges inskribierte der damals 16-Jährige an der Akademie der bildenden Künste in Wien (1945 bis 1951). Dort waren u.a. Albert Paris Gütersloh und Herbert Boeckl seine Lehrer. Nach Abschluss seines Studiums unternahm Brauer ausgedehnte Reisen, besonders Eindrücke aus dem Orient sollten sein späteres Werk prägen. Mit seiner Frau Naomi ließ er sich in Paris nieder, wo das Paar mit Singen seinen Lebensunterhalt verdiente. Wenig später stellten sich auch erste Ausstellungserfolge ein. Als Brauer 1964 die Pariser Boheme verließ und wieder nach Wien zurückkehrte, genossen die Protagonisten der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus" bereits große Popularität.
Brauers Gesangskarriere erreichte in den 70er-Jahren ihren Höhepunkt: Mit Dialektliedern wie "Sie ham a Haus baut" und "Hinter meiner, vorder meiner" war er an der Geburt des Austropops maßgeblich beteiligt. "Ich habe mich nie als Austropopper gesehen, obwohl ich da wirklich am Anfang dabei war", sagte Brauer einmal in einem Interview. Er habe kritische Texte singen wollen. "Diese Liedtexte sind teilweise zu unserem großen Leidwesen aktuell geblieben. Einige davon wurden richtige Volkslieder, die man beim Heurigen oder auf einer Schutzhütte singen hört. Darauf bin ich stolz."
Zudem war Brauer an Fernsehspielen beteiligt und als Grafiker, Bühnen- und Kostümbildner tätig. 1975 stattete er etwa "Die Zauberflöte" (Kostüme und Bühnenbild) an der Pariser Oper aus. Anfang der 90er-Jahre beschäftigte sich der Künstler - wie seine Kollegen Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser - mit Architektur. 1993 entstand auf der Wiener Gumpendorfer Straße ein "Brauer-Haus", 1996 gestaltete Brauer die Fassade einer katholischen Kirche in Wien-Leopoldstadt. Im September 1997 zog er sich nach zwölfjähriger Lehrtätigkeit als Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste zurück.
Anlässlich seines 85. Geburtstag widmete ihm das Leopold Museum in Wien unter dem Titel "Gesamt.Kunst.Werk" eine Werkschau aus, im selben Jahr präsentierte er im Wiener Jüdischen Museum eine von ihm gestaltete Pessach-Haggada. Brauer hatte das Buch, das am Sederabend, der den Beginn des jüdischen Pessach-Festes markiert, gelesen wird, schon 1979 einmal illustriert.
Brauer erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das Österreichischen Ehrenkreuz 1. Klasse, den Preis der Stadt Wien für Malerei und die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. 2015 wurde er mit einem "Amadeus Award" für sein Lebenswerk geehrt. Im Oktober 2019 erhielt er den von der Styria Media Group und der Kleinen Zeitung nach ihrem ehemaligen Chefredakteur benannten Fritz-Csoklich-Demokratiepreis, der frühere Bundespräsident Heinz Fischer war der Laudator.
Arik Brauer selbst hielt damals ein flammendes Plädoyer für Demokratie und Menschlichkeit. Die Demokratie sei immer gefährdet, es gebe dafür in der Natur kein Vorbild, der Mensch habe sie erfinden müssen, um die in der Natur selbstverständliche und arterhaltende Eigenschaft des Egoismus überwinden zu können: „Wir verteidigen unsere Machtpositionen nicht wie Ziegenböcke mit Beinen und Hörnern und Muskeln im Genick, sondern mit Atombomben. Und so haben wir die Demokratie erfunden.“ Der laut Eigendefinition „berufliche Wunschdenker“ plädierte für eine „Weltdemokratie“, nur dann könnten die Menschen zufrieden leben.
www.arikbrauer.at
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Danke für Ihr Verständnis.
25.01.2021 um 11:24 Uhr
seine Tiefgreifente Lieder Texte
mit Witz und Weisheiten waren in meiner Jugendzeit und bis heute prägend .
25.01.2021 um 10:02 Uhr
Er fehlt jetzt schon...
Seine Kunst, seine feinsinnige, humorvolle und eindeutige Haltung zum Leben und seinen Mitmenschen wird sehr fehlen. Ebenso sein Eintreten für gelebte Demokratie und Menschlichkeit! Danke Arik!
25.01.2021 um 09:39 Uhr
"Aber es gibt eine Zeit, da lebt man, und es gibt zwei Ewigkeiten, da existiert man nicht"
Welch wunderbarer Satz!
Uns so viel Talent in nur einem Menschen.
25.01.2021 um 11:29 Uhr
danke lieschen,...
...denn ich kannte diesen genialen ausspruch von ihm bisher noch nicht. er beschreibt sehr treffend mein denken...
25.01.2021 um 09:22 Uhr
Kommentar
Und 2021 haben wir Gabalier.... 😢
25.01.2021 um 09:15 Uhr
Er hat das Leben
vieler bereichert. Danke für ein vielseitiges künsterlisches Werk, das auch mich erfreut hat. Mein Mitgefühl gilt der Familie!
25.01.2021 um 08:45 Uhr
Ein großer Österreicher ...
.. ist sicht- und hörbar nicht mehr da!
Aber Arik Brauer wird bleiben in seinen Bildern, in seiner Musik, in seinen Wortmeldungen. Danke und Vergelt's Gott!
RIP
25.01.2021 um 08:15 Uhr
Phantasie-Bereicherung!
Vielen Dank für die unermüdliche Bereicherung mit der Freundlichkeit deiner Phantasie! Der Verteidigung und des Erhalts der Kritikfähigkeit immer wieder bis heute!
Einer mit weit gespannter Seele ist gegangen, er wird uns allen fehlen. Wir werden uns ohne großes Getöse an ihn erinnern!
Vor allem wenn wir unsere eigene Phantasie gemütvoll fliegen lassen! Guten Flug in angenehme Höhen! Bereichernde Aussichten!
25.01.2021 um 08:01 Uhr
Hinter meiner vorder meiner Links rechts spülts nix!!!
Dieses Lied sang er vor 50 Jahren und es ist aktueller den je ,es passt so richtig ins egoistische 21zigste Jahrhundert!!
Grosser Künstler du fehlst diesem Land , das solche Menschen wie dich braucht um sich selbst zu erkennen!!!
Ich hoffe es konnte dir auch etwas zurückgeben , was es dir genommen hat!
Gute Reise!
25.01.2021 um 09:40 Uhr
Güts nix
net spült nix: Kinderreim beim Versteckenspiel.
25.01.2021 um 07:55 Uhr
Ich liebe seine...
zeitkritischen Lieder. "Das Kipferl" ist legendär. R.I.P.
25.01.2021 um 07:53 Uhr
arik brauer...
...ein toller mensch...😔
25.01.2021 um 06:31 Uhr
Ein Großer
Wegbegleiter ist nicht mehr, Vieles geht mit diesem Menschen verloren , aber viel bleibt!
vor 4 Tagen
Sit ei
terra levis!
25.01.2021 um 07:00 Uhr
danke
dem ist nichts hinzuzufügen
ausser
RIP