Die Perspektive darauf verändert das Leben, manchmal auch radikal. So wie bei Elias, der Hauptfigur in "Märzengrund". Es ist die lange erwartete, zweite österreichische Regie-Arbeit von Adrian Goiginger, der 2017 mit "Die beste aller Welten" einen der eindrucksvollsten und publikumsstärksten Austro-Filme seit langem vorgelegt hatte. Von den Kritikern bejubelt, auf Festivals von Berlinale bis Diagonale ausgezeichnet und vom Publikum hervorragend angenommen. Der Film über eine heroinabhängige Mutter, die ihrem Kind dennoch eine liebevolle, kümmernde Mutter sein will, bedeutet auch den Startschuss für die Karriere von Verena Altenberger sowie Jeremy Miliker.

Vorlage für "Märzengrund" ist ein Stück vom Tiroler Volksautor Felix Mitterer von 2016. Bauernsohn Elias soll den Hof übernehmen, doch die allzu vorgezeichnete Zukunft überfordert ihn. Und so geht er als Einsiedler hinauf auf den titelgebenden Märzengrund. In der zweiten Hälfte brilliert dann Johannes Krisch als alter Mann, während Jakob Mader als junger Elias unter anderem von Verena Altenberger als älterer Moid aus seiner Lebensbahn geworfen wird. Statt in die Psychiatrie verdonnert ihn der Vater (Harald Windisch) zu einer sechsmonatigen Auszeit in den Bergen. Aus diesem Einsiedlerleben soll Elias nicht mehr zurückkehren. Dort, abseits der Nachrichten, der Zivilisation und eines geregelten Lebens, findet er seine persönliche Freiheit.

Mitten im anderswo wilden Jahr 1967/68 angesiedelt, mit NSU Prinz Autos und Roy Black aus der Dose, verhandelt der Film Themen des 19. Jahrhunderts. Adrian Goiginger findet einen möglichst universellen Zugang zu dieser anachronistischen Vorlage in erhaben-sonnigen Naturbildern. Er hat jedoch alle Hände voll damit zu tun, die Kitsch-Gefahr zu bannen, die in Mitterers simpler Geschichte steckt. Die dynamische Leichtigkeit aus Goigingers autobiografischen Debüt blitzt in “Märzengrund” trotz eines tollen Ensembles - dem u.a. auch Gerti Drassl als bitteröse Mutter angehört - leider nur selten auf.