Der bekannte Friseurladen im Hermann von Gilm-Weg in Lienz dürfte zu den ältesten in der Stadt gehören. Vielleicht ist es auch wirklich der älteste. Friseurlegende Karl Werlberger hat sein Geschäft an dieser Stelle im Jahr 1953 gebaut und eröffnet. Die heutige Besitzerin, Stephanie Auer, führt den traditionsreichen Salon seit dem 2. Mai 2023. Übernommen hat die Meisterin ihres Handwerks von ihren früheren Chefleuten und Ausbildnern, Carmen und Sigi Fürhapter. Der Friseurmeister verabschiedete sich vor zwei Jahren in den Ruhestand. Seine Frau Carmen arbeitet weiterhin als Friseurin im Salon, wenn auch nur mehr in Teilzeit. Stephanie Auer und ihre einstige Ausbildnerin führen zwei Lehrlinge in den Beruf ein. „Ohne Worte“, so beschreibt die jetzige Chefin lächelnd ihre Zusammenarbeit mit Carmen Fürhapter. „Wir kennen uns seit 20 Jahren und verstehen uns blind. Es könnte nicht besser laufen.“

Eigentlich wollte die Friseurin immer Malerin werden. Doch beim Beobachten einer Verwandten, die Malermeisterin ist, kamen im Mädchen aus Außervillgraten Zweifel auf: „Bei Wind und Wetter, das ganze Jahr über, auf dem Gerüst, ob das das Richtige ist?“ Weil sie sich schon im Kindesalter immer mit Haaren beschäftigt hatte und darüber hinaus künstlerisches Interesse zeigte, entschied sich Stephanie Auer also für ihren zweitliebsten Beruf, jenen einer Friseurin. „Ich male mit Haarfarben.“

„Meine Tanten hatten immer coole Frisuren. Das wollte ich auch können.“

Im Jahr 2004 durfte die Jugendliche bei Sigi Fürhapter ihre Lehre beginnen. „Täglich habe ich ihn angerufen, ob er sich schon entschieden hat. Wir waren nämlich mehr als zehn Bewerberinnen.“ Vielleicht hat ein wenig geholfen, dass ihr Lehrherr selbst aus Außervillgraten stammte und im Alter von 14 Jahren nach Lienz kam. Die Familien waren im Dorf jedenfalls annähernd Nachbarn. Fürhapters neuer Lehrling pendelte täglich nach Lienz und wieder heim ins Villgratental. „Ich war froh und dankbar, meine Ausbildung machen zu dürfen.“ Den Salon kannte die junge Dame übrigens, weil ihre Tanten aus dem Lesachtal bei Carmen und Sigi ihre Haare schneiden ließen. „Die Frisuren meiner Tanten waren immer so cool, so fetzig. Das wollte ich auch können.“

Die Kunden im Salon „Friseurhandwerk Stephanie“ kommen aus ganz Osttirol und Oberkärnten. Sogar Stammkunden aus Wien lassen sich regelmäßig Termine geben, weil sie die Kontinuität und persönliche Betreuung schätzen. „Wir haben viele Männer bei uns, auch etliche Bartkunden. Ich liebe es, Männerhaarschnitte zu schneiden“, erklärt die Friseurmeisterin. „Man muss wirklich präzise arbeiten.“ Grundsätzlich sind im Salon Kunden beider Geschlechter willkommen, auch Kinder natürlich. Es empfiehlt sich, anfangs Geduld mitzubringen: Die Wartezeit für den ersten Termin beträgt mehrere Wochen.