Sie schreiben süße Nachrichten, machen Komplimente und sprechen von einer gemeinsamen Zukunft – doch am anderen Ende der Leitung sitzt kein verliebter Mensch, sondern ein skrupelloser Betrüger: Love-Scamming, auch bekannt als Romance-Scamming, ist eine besonders perfide Form des Onlinebetrugs, bei der Kriminelle gezielt auf der Suche nach emotional verwundbaren Menschen sind.
Bei dieser Betrugsmasche nehmen Kriminelle über Dating-Apps, Partnerbörsen oder soziale Medien wie Facebook und Instagram Kontakt zu ihren Opfern auf und täuschen vor, ernsthaft an einer Liebesbeziehung interessiert zu sein. „Die Täter sind meist in professionell agierenden Cybercrime-Ringen organisiert und können sowohl Männer als auch Frauen jeden Alters treffen. Besonders gefährdet sind jedoch alleinstehende oder ältere Menschen, die sich nach Zuneigung und Partnerschaft sehnen“, erklärt Bezirksinspektor Andreas Wilhelmer vom Bezirkspolizeikommando Lienz.
Vom Liebesschwur zur Geldforderung
Die Love-Scammer folgen einem ausgeklügelten Schema, das auf emotionale Manipulation und langsamen Vertrauensaufbau setzt:
1. Professionelle Vorbereitung
Die Betrüger erstellen sorgfältig gefälschte Profile, ausgestattet mit attraktiven Bildern und ansprechenden Beschreibungen. Sie präsentieren sich als erfolgreiche, weltgewandte Persönlichkeiten mit interessanten Lebensgeschichten. Häufig geben sie vor, im Ausland zu leben oder beruflich viel unterwegs zu sein, etwa als Soldat, Ingenieur oder Geschäftsmann/-frau.
2. Emotionale Bindung aufbauen
Nach der ersten harmlos erscheinenden Kontaktaufnahme zeigen die Scammer intensives Interesse am Leben ihres potenziellen Opfers. Sie kommunizieren regelmäßig, nehmen sich Zeit für Gespräche und bauen über Wochen oder Monate eine tiefe emotionale Bindung auf. Nach kurzer Zeit folgen bereits erste Liebesbekundungen und Zukunftspläne, die das Opfer emotional abhängig machen sollen.
3. Die Geldforderung
Der entscheidende Moment kommt, wenn ein persönliches Treffen geplant wird. Kurz vor diesem vermeintlichen Kennenlernen tritt plötzlich eine “Notsituation” ein: Die Scammer berichten von dramatischen Ereignissen wie Überfällen, Unfällen, schweren Erkrankungen oder geschäftlichen Problemen. Sie bitten ihr Opfer um finanzielle Unterstützung, etwa für Reisekosten, medizinische Notfälle oder Operationen, für Pässe oder Visa nach einem angeblichen Diebstahl oder ausstehende Schulden, die dringend beglichen werden müssen. Die Überweisung soll meist über schwer nachverfolgbare Money-Transfer-Dienste erfolgen, über Google Play Guthaben, Apple Gift Cards, PaysafeCards oder Ähnliches. Nach einer ersten erfolgreichen Zahlung folgen schnell weitere „Notfälle“ und Geldforderungen.
Diese Warnsignale sind zu beachten
Um sich vor Love-Scamming zu schützen, sollten folgende Warnsignale und Maßnahmen beachtet werden: Zu perfekte Profile mit auffallend attraktiven Fotos, schnelle, übertriebene Liebesbekundungen ohne persönliches Kennenlernen oder ständige Ausreden, warum ein Videochat oder persönliches Treffen nicht möglich ist. Die Täter geben vor, Verbindungen ins Ausland, besonders nach Westafrika, Russland oder Südostasien zu haben, es tauchen Widersprüche in den von ihnen erzählten Geschichten auf, und sie fordern vor einem persönlichen Treffen immer Geld.
Wie kann man sich schützen?
Als effektive Schutzmaßnahmen empfiehlt die Polizei, Profilbilder mittels Rückwärtsbildsuche in Suchmaschinen zu überprüfen. Wichtig ist, persönliche Daten zu schützen und keine intimen Fotos oder Videos zu teilen. Vor dem ersten Treffen sollten unbedingt Telefon- oder Videogespräche geführt werden. Persönliche Treffen sollten ausschließlich an öffentlichen, gut besuchten Orten vereinbart werden. Die Polizei appelliert: „Überweisen Sie niemals Geld an jemanden, den Sie nicht persönlich kennen. Brechen Sie den Kontakt sofort ab und ignorieren Sie weitere Nachrichten, sobald Sie einen Verdacht hegen.“ Außerdem wird empfohlen, alle Chatverläufe zu sichern und Anzeige zu erstatten.